[923] Peyronnet (spr. Pöronnä), Charles Ignace, Graf von P., geb. 1775 in Bordeaux; lebte daselbst Anfangs als Advocat u. rettete während der Hundert Tage die Herzogin von Angoulême auf ein britisches Schiff. Nach der Restauration den Bourbons treu, wurde er unter Decazes Präsident des Tribunals erster Instanz zu Bourges, u. zum Deputirten gewählt war er eins der hervorragendsten Mitglieder der rechten Seite, kam 1821 als Justizminister in das Cabinet u. wurde 1822 zum Grafen ernannt. Er verschaffte den Advocaten wieder die Stellung, welche sie vor 1810 gehabt hatten, u. setzte es kurz vor Ludwigs XVIII. Tode durch, daß die Censur wieder eingeführt wurde. Als Großsiegelbewahrer schuf er das Sacrilegiengesetz, so wie er auch großen Antheil an der Septennalität der Deputirtenkammer hatte. Er verließ das Ministerium Anfang 1828 u. trat erst, nachdem das Ministerium Polignac im August 1829 gebildet war, wieder in dasselbe ein. Ihm u. Polignac werden bes. die Ordonnanzen vom 25. Jul. 1830 zugeschrieben, welche Karl X. den Thron kosteten. Auf der Flucht nach der Julirevolution wurde er in Südfrankreich gefangen, zu lebenslänglicher Gefangenschaft verurtheilt u. saß im Schloß Ham. Am 17. Oct. 1836 wurde er freigelassen u. st. 2. Jan. 1854 auf seinem Schlosse Montferrand in[923] der Gironde. Er schr.: Pensées d'un prisonnier, Par. 1834, 2 Thle.; Hist. de France, ebd. 1835, 2 Thle.