Schnupfen [1]

[360] Schnupfen (Nasenkatarrh, Blenorrhoe der Nasenschleimhaut, Coryza, Gravedo, Rhinitis), katarrhalische Affection der Nasenschleimhaut, wobei letztere geröthet, geschwollen, Anfangs trocken (Stockschnupfen) od. nur mit dünnem, zuweilen scharfem Secret bedeckt ist. In heftigen Fällen nimmt das unterliegende Zellgewebe, ja bisweilen sogar die äußere Haut der Nase Theil. Später wird das Secret reichlicher, zäher u. bisweilen eiterartig (Fließschnupfen), ja kann zuweilen sogar einen cronpösen Charakter annehmen. Nicht selten verbreiten sich die Entzündungserscheinungen auf, der Nase benachbarte Theile auf die Schleimhaut der Kiefer- u. Stirnhöhlen, Eustach'sche Trompete, Rachen u. Kehlkopf. Durch öftere Wiederholung dieses acuten S-s u. durch längere Dauer kann der Zustand zum chronischen S. werden, wobei die Schleimhaut sich verdickt, erweicht u. mürbe wird, auch wohl sich an einzelnen Stellen hervorwulstet u. zu kleinen polypösen Wucherungen Veranlassung gibt. Das Secret ist dabei entweder dünn, wässerig od. eiterig od. auch dickschleimig od. sitzt zu trocknen, gelblichen Krusten eingetrocknet fest auf; zuweilen ist es aber auch sehr profus (Nasenblenorrhoe). Außer den durch die Anschwellung der Schleimhaut u. deren Secretion bedingten Symptomen, zeigt sich beim acuten S. ein Gefühl von Kitzel in der Nase mit öfterem Niesen, ist das Geruchsvermögen vermindert, der Kopf eingenommen, thränen die Augen u. röthet sich die Bindehaut, belegt sich das Gehör u. es klingt, summt u. brummt darin. Verbreitet sich der Katarrh durch die hinteren Nasenöffnungen nach unten, so stellen sich wohl auch Schlingbeschwerden, Heiserkeit u. Husten ein. In vielen Fällen, zumal bei Erwachsenen, verläuft der S. ohne Fieber, in anderen ist er mit Fieber (Schnupfenfieber) verbunden. Säuglinge werden durch den S. am Trinken behindert. Als Ursachen des S-s ist außer mechanischen Einwirkungen Unterdrückung der Hautthätigkeit zu nennen, daher tritt er so oft in Folge von Zugluft, raschem Temperaturwechsel, feuchten u. kalten Wohnungen, Erkältung der Füße ein. Übrigens scheint eine Neigung zu S. bei manchen Individuen vorhanden zu sein. Manche Krankheiten (Keuchhusten, Grippe, Masern, Scharlach, Typhus) haben den S. in ihrem Gefolge od. zum Vorläufer. Auch scheint der beim S. secernirte Nasenschleim durch Übertragung ansteckend zu wirken. Der acute S. geht in 8–10 Tagen vorüber, der chronische S. kann sehr lästig werden u. widersteht oft hartnäckig allen Heilversuchen. Der acute S. kann oft durch Hervorrufung eines profusen Schweißes (durch Russisches Dampfbad) sofort geheilt werden. Bei Neigung zu oft sich wiederholendem S. empfiehlt man Waschungen der äußeren Haut mittelst kaltem Wasser u. Einschlürfen kalten Wassers in die Nase, um dadurch die Empfindlichkeit dieser Theile gegen atmosphärische Einflüsse abzustumpfen. Außerdem kann in hartnäckigen Fällen örtliche Behandlung der Nasenschleimhaut mit adstringirenden Mitteln nothwendig werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 360.
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