[439] Thammuz (Thammus), 1) bei den Babyloniern ein Heros, welcher als Erfinder der 7 Planeten[439] u. der 12 Thierkreiszeichen verehrt u. jährlich in dem Monat T. in einem von seinen Priestern abgesungenen Klageliede verherrlicht wurde. Nach der Sage forderte T. den König von Babylon zur Einführung des Sterndienstes auf, der König aber, entrüstet über dieses Ansinnen, ließ den T. tödten, dessen Gebeine zermalmen u. in den Wind streuen. T. wurde aber wieder lebendig u. blieb erst todt, als der König zum dritten Male ihn so hatte umbringen lassen. Nach einer andern Sage kamen in der Todesnacht des T. die Götterbilder von der ganzen Erde in den Belstempel nach Babylon u. stehend um das Sonnenbild hörten sie von demselben die Kunde von der Tödtung des T., worauf ste die ganze Nacht um ihn klagten u. am Morgen wieder in ihre Tempel zurückkehrten. Seitdem wurde T. jährlich mit einer Todtenklage verehrt. Von Babylon war in der Chaldäischen Zeit die Verehrung des T. auch nach Jerusalem verpflanzt worden, u. Weiber am Thore des Tempels sitzend feierten sein Andenken mit einem Klagefeste. Auch in Ägypten wird Thamus als ein mythischer König von Theben angeführt, welcher den Sonnendienst repräsentirte. Überhaupt wurde T. im ganzen Orient verehrt u. von den Kirchenvätern, sowie von den meisten Neuern, mit Adonis identificirt; vgl. u.a. Chwolson, Über T., Petersb. 1860; Liebrecht, T. -Adonis, in der Zeitschrift der Deutsch-Morgenländischen Gesellschaft XVII, 397 ff. 2) Monat im babylonischen Kalender, in welchem das Klagfest des T. gefeiert wurde. Von den Babyloniern kam er in den Kalender der nachexilischen Juden, wo er die Tage vom 20. Juni bis 20. Juli begriff; auch in dem Kalender der heutigen Juden umfaßt der Thamuß noch die Tage vom 18. Juni bis 16. Juli.