Wau

[932] Wau (Wauresede), die Pflanzengattung Reseda, bes. Reseda luteola (Gilbkraut, Streichkraut), an Wegrändern häufig wild, aber auch als Färbekraut häufig in Südfrankreich, England, Holland u. Deutschland cultivirt. Zweijährige Pflanze, wird 1–3 Fuß hoch, hat lanzettförmige Blätter, viele Nebenstängel, die blaßgelbe Blume hängt in traubenförmigen Ähren beisammen u. hinterläßt lange eckige, mit schwarzen Samenkörnern angefüllte Hülsen, für sich dauerhaft gelb färbend, aber auch durch Zusatz anderer Stoffe zu mehren Farben auf Wolle, Baumwolle, Leinwand u. Seide benutzt. Man unterscheidet Winter- u. Sommerwau. Der W. gedeiht in jedem Boden, selbst in dem trockensten u. sehr steinigen u. liefert gerade auf geringem Boden den reichsten Farbstoff. Er folgt nach einer gedüngten Vorfrucht. Der Winterwau wird meist breitwürfig Ende August auf ein gut gelockertes, vorher aber geeggtes Land 10–12 Pfund auf den Morgen gesäet, eingeeggt u. gewalzt. Sommerwau wird Anfang April unter eine Sommergetreidefrucht gesäet, gibt aber einen weit geringern Ertrag als der Winterwau Der W. wird dann sorgfältig gehackt od. gejätet. Wenn die Stängel von unten an gelb zu werden beginnen, werden sie wie der Lein ausgerauft, handvollweise auf den Acker ausgebreitet, u. wenn sie etwas abgetrocknet sind, in lockere Bündel so gebunden, daß die Blüthen in entgegengesetzter Richtung nach[932] innen, die Wurzeln nach außen zu liegen kommen. Wünscht man zugleich Samen zu erhalten, so läßt man den W. so lange stehen, bis jener ganz reif geworden ist. Die abgewelkten Bündel werden nun an einen lustigen, schattigen Ort zum Abtrocknen gebracht, weil sie beim Trocknen an der Sonne zu viel Farbestoff verlieren würden. Die Waupflanzen, von denen man Samen geerntet hat, geben weniger Färbestoff. Außer der Reseda luteola als Farbepflanze cultivirt man auch den gelben W. (R. lutea) als Ölpflanze. Er gedeiht noch in magerm, warmem, lockerm, namentlich lehmigem Sandboden, erstickt bei seinem gedeihlichen Wuchse das Unkraut, macht deshalb das Jäten entbehrlich u. hat nichts vom Ungeziefer zu leiden. Frische Düngung ist nicht nothwendig. Man säet ihn nach gedüngten Hackfrüchten, entweder im April od. im August, je nachdem man ihn als Sommer- od. als Winterfrucht anbaut. Geerntet wird der W, wenn der Samen eine schwarze Farbe anzunehmen beginnt; er wird gerauft in Bündel gebunden u. wie der Raps behandelt. Die Pflanzen selbst, wenn sie entkörnt sind, können noch als Farbematerial benutzt werden. Das Wauöl hat zwar einen unangenehmen Geruch, ist aber von Geschmack gut u. kann als Brenn- u. Speiseöl verwendet werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 932-933.
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