[452] Xaver (Xaverius, Xavier). I. Prinz: 1) Franz X., Herzog zu Sachsen, zweiter Sohn des Kurfürsten August II. von Sachsen, geb. 25 August 1730; war 1756 mit im Lager bei Pirna eingeschlossen, ging hierauf nach Polen u. dann nach Böhmen, wo er 1757 in Prag dasselbe Schicksal hatte; er trat nun 1758 als Graf von der Lausitz in französische Kriegsdienste, befehligte während des Siebenjährigen Krieges als Generallieutenant das bei der französischen Armee stehende sächsische Armeecorps u. eroberte mit diesem am 31. Juli 1760 Kassel u. 1761 Wolfenbüttel, mußte aber von Braunschweig unverrichteter Sache wieder abziehn, kurz darauf auch Wolfenbüttel wieder räumen u. wurde am 23. Juli 1762 von dem Herzog Ferdinand von Braunschweig bei Lutternberg zwischen Kassel u. Minden geschlagen. 1763 nach dem Tode seines älteren Bruders, des Kurfürsten Friedrich Christian, u. während der Minderjährigkeit seines Neffen, des Kurfürsten Friedrich August, war er Administrator des Kurstaates Sachsen bis 15 Sept. 1768 (s. Sachsen S. 687) u. machte sich vielfältig um das Wohl des Landes, namentlich in finanzieller Hinsicht, verdient, hielt sich dann bis 1792 meist in Paris u. bis 1796 in Rom auf, lebte hierauf auf seiner Herrschaft Zabeltitz u. starb 21. Juni 1806 in Dresden. Er war seit 1767 in morganatischer Ehe mit Clara Maria Rosa geb. Gräfin Spinuzzi verheirathet, welche den Titel Gräfin von der Lausitz führte (geb. 1741, starb 22. Nov 1792) u. hatte von ihr sechs Kinder. II. Missionäre: 2) St. Franz X., Apostel der Indier, Sohn des Johann Jysse, eines navarrischen Edelmanns, geb. 1506 auf dem Familienschloß Xeviero an den Pyrenäen; studirte Theologie in Paris u. wurde daselbst mit Ignatius Loyola bekannt, zu dessen Orden er trat, ging als apostolischer Legat zur Bekehrung der Heiden 1540 nach Brasilien u. 1541 als Missionär nach Indien, durchreiste[452] auch Malaga, Japan, die Molukken u. veranlaßte 1550 die Einführung der Inquisition; zu Goa stiftete er ein Jesuitercollegium u. übersetzte den Katechismus in das Malabarische; er starb 1552 auf der Insel Sancian, unweit Canton, wurde 1619 canonisirt u. vom Papst Benedict XIV. 1747 zum Protector von Indien erhoben. Seine Mütze, welche von Goa nach Portugal gebracht worden war, wurde von den Jesuiten als Universalmittel für unfruchtbare Weiber anempfehlen u. die Königinnen von Portugal sollen sich derselben öfter bedient haben. Seine Briefe gab Hor. Tursellinus heraus, auch zu Paris 1651 herausgekommen; andere Briefe sammelte P. Posin, Rom 1667 u. Küsseritz als Fragmenta epistolarum Fr. Xavierii, Bresl. 1735; Lebensbeschreibung von Tursellinus (Antw. 1598), Bertoli, P. Bruhours (Par. 1621); H. Venn, The missionary life and labours of F. X., Lond. 1863. 3) Hieronymus, aus Navarra, Verwandter des Vorigen; trat 1568 zu Alcala des Henares in den Jesuiterorden u. reiste 1581 nach Indien, wo er vier Enkel des Großmoguls zur christlichen Religion gebracht haben soll; er starb 1617 in Goa u. schr. u.a.: Hist. Christi u. Historia St. Petri, persisch, lateinisch von Ludwig Dedien, Leyden 1639.