1. Das rechte Mitleid geht von der Thür und kommt durchs Fenster.
In Welschtirol: La caritá onesta-va del uscio, ven della finestra. (Hörmann, 21.)
[679] 2. Falsches Mitleid ist schlimmer als Neid.
Die Russen: Das Mitleid der Reichen ist wie der Thau, der vom ersten Strahl der Sonne aufgesogen wird. (Altmann VI, 453.)
It.: Spesso finta pietà, è vera invidia. (Pazzaglia, 172, 9.)
3. Mitleid ist ein Kind der Liebe. – Altmann VI, 454.
4. Mitleid mit den Bösen ist Unrecht gegen die Guten.
Auch die Russen sagen: Mitleid mit dem Verbrecher ist Grausen gegen die Tugend. (Cahier, 1991.)
Dän.: Medlidenhed over de onde er uret imod de fromme. (Prov. dan., 412.)
5. Wenig Mitleid, viel Selbstleid.
6. Wer ans Mitleid appellirt, dessen Sach' ist schlimm geführt.
Lat.: Mala causa est, quae requirit misericordiam. (Philippi, I, 236.)
7. Wer Mitleid bringt, bietet (bringt) genug. – Simrock, 7050; Körte, 4266; Braun, I, 2733.
8. Wo Mitleid ist, da ist auch Hülfe.
*9. Er hat Mitleid mit einem, wie mit der Ganss, dass sie im Winter Parfuss gehet. – Lehmann, 520, 6.
Dän.: Han har medlidenhed som een med gaasen, at naar hun giver sig i vandet hum ei skal drukne og naar hun gaaer barfodet om vinteren, at hun ei skal fryse. (Prov. dan., 411.)
*10. Er hat Mitleid wie der Rab mit dem Aass, er beklagts vnd frissts. – Lehmann, 520, 2.
*11. Er hat Mitleid wie der Wolff mit den Schafen. – Lehmann, 529, 6.
*12. Er hat Mitleid, wie jener mit den Gänslein, als sie über den Rhein schwammen, glaubte, sie würden ersauffen. – Lehmann, II, 520, 7.
13. Das Mitleid füllt den Magen nicht aus. (Oberitalien.)