Decazes

[519] Decāzes (Elie), franz. Herzog und Pair, und Herzog von Glücksburg in Dänemark, geb. 1780 zu St.-Martin en Laye bei Libourne aus alter Familie, wurde nach vollendeten Studien als Rath vom Könige von Holland angestellt, durch Napoleon aber nach Paris zurückberufen und 1810 zum Rath beim Appellationsgericht ernannt. Da sich D. nach Napoleon's Vertreibung entschieden für Ludwig XVIII. erklärte, wurde er nach des Erstern Rückkehr von Elba verbannt, dagegen aber von dem wiedereingesetzten Könige zum Policeipräfecten von Paris und Staatsrathe, dann zum Minister-Staatssecretair der Policei und 1818 zum Pair und Minister des Innern ernannt, und verwaltete gleichzeitig die Ministerien des Cultus und der Policei. Durch dem Könige persönlich geleistete wichtige Dienste [519] durch seine angenehme Persönlichkeit und andere vertraute Beziehungen, indem D. sich z.B. zum Schüler Ludwig's in der lat. Sprache hergab, vermehrte er den Einfluß seiner hohen Stellung, den er mit Umsicht zur Versöhnung der einander damals schroff entgegenstehenden freisinnigen und absolutistischen Parteien in Frankreich benutzte, auch für Beförderung von Gewerbe und Handel angelegentlich sorgte. Das Bestreben, es mit Niemand zu verderben, brachte D. aber zuletzt um alle selbständige Haltung, er schwankte zwischen folgerecht constitutionnellen und absolutistischen Ansichten hin und her und verlor das Vertrauen beider Theile, das er auch als Präsident des im Nov. 1819 von ihm gebildeten neuen Ministeriums nicht wiedererwerben konnte, daher die Ermordung des Herzogs von Berri am 13. Febr. 1820, zu deren Mitschuldigen ihn die Absolutisten wegen seiner Begünstigung freisinniger Grundsätze machen wollten, ihn bewog, seine Entlassung zu nehmen. Der König nahm dieselbe an, ernannte aber den bereits 1815 in den Grafenstand erhobenen D. zum Herzoge und zu seinem Botschafter am engl. Hofe, welchen Posten er bis im Mai 1821 bekleidete, wo er wegen eines ohne seine Schuld entstandenen Misverständnisses mit Lord Castlereagh und weil er den Einfluß seiner Widersacher stets wachsen sah, sich ins Privatleben zurückzog und theils auf seinen Gütern sich mit der Verbesserung der Landwirthschaft, des Schulwesens und mit andern nützlichen Einrichtungen beschäftigte, theils Reisen ins Ausland unternahm. Nach der Juliusrevolution leistete D. dem Könige Ludwig Philipp den Eid der Treue, hat aber noch keine Verwendung im Staatsdienste gefunden. In Folge seiner 1815 erfolgten Vermählung mit der reichen Erbin de St.-Aulaire, einer Schwesterenkelin des vorletzten Fürsten von Nassau-Saarbrück, ertheilte ihm der König von Dänemark den erblichen Titel »Herzog von Glücksburg« mit der Bedingung, Güter in den dän. Herzogthümern zu erwerben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 519-520.
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