Demokrit

[526] Demŏkrit, ein griech. Philosoph, geb. zu Abdēra in Thrazien 470 v. Chr., erbte von seinem Vater ein sehr bedeutendes Vermögen, das er meist zur Befriedigung seiner Wißbegierde und zur Erwerbung von Kenntnissen benutzte, die er in einer Menge von Schriften über Mathematik, Physik, Philosophie, Musik u.s.w. niederlegte, von denen sich jedoch nur ganz unbedeutende Trümmer erhalten haben. D. unternahm Reisen nach Ägypten und Babylon und verweilte wahrscheinlich auch längere Zeit in Griechenland, wo zu seiner Zeit mehre berühmte Philosophen lebten. Von seinen Leistungen in andern Wissenschaften ist weniger bekannt, als von Dem, was er in der Philosophie leistete, in der er dem atomistischen Systeme (s. Atom) anhing. Die Alten führen z.B. an, daß er lehrte, die Milchstraße bestehe aus unendlich vielen Sternen, die Sonne sei ein durchglühter Stein, der Mond habe Berge und Thäler, die Pflanzen hätten Empfindung und Vernunft u.s.w. Alles, was wir an einem Dinge mit den Sinnen wahrnehmen, leitete er von der Figur der Atome ab, und das Saure, meinte er z.B., sei von Figur eckig und vielfach gebogen, klein und dünn; die weiße Farbe habe das Glatte, die schwarze das Rauhe, denn bei jenem sei wenig, bei diesem viel Schatten; das Rothe bestehe, wie das Warme, aus runden Atomen, nur aus größern, denn wenn etwas warm werde, so werde es roth. Dem Feuer schrieb er die feinsten kugelförmigen Atome zu und aus den Bestandtheilen des Feuers bestand nach D. auch die Seele, die wegen der Zusammensetzung aus den beweglichsten Figuren die Kraft habe, den Körper in Bewegung zu setzen; allein auch die Thätigkeit der Seele selbst erklärte er ganz mechanisch. Es kann demnach nicht Wunder nehmen, daß D.'s Ansichten den Ideen einer wahren Gottheit, Vorsehung und Geistesfreiheit fremd waren und daß er die Vorstellung von den Göttern, welche er in sein System verwebte, ebenfalls aus gewissen Bildern ableitete, sowie daß er die Unsterblichkeit leugnete. In praktischer Hinsicht endlich erklärte er eine gleichmüthige, durch Furcht und Hoffnung ungestörte Seelenstimmung, die er Wohlgemuthheit nannte, für das höchste Gut und auf diese Grundlage baute später Epikur (s.d.) weiter. Fabelhaft ist, daß er immer gelacht, sowie daß er sich aus Wißbegierde geblendet habe.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 526.
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