Desmoulins

[532] Desmoulins (Benoit Camille), einer der thätigsten Beförderer der franz. Revolution, geb. 1762, war der Sohn eines richterlichen Beamten zu Guise im jetzigen Aisne-Departement, besuchte mit Robespierre (s.d.) zugleich das Collegium Louis le Grand zu Paris, studirte dann die Rechte und wurde Advocat, obgleich er sehr undeutlich sprach. Seine äußere Erscheinung war überhaupt nicht empfehlend, und seine Lehrer ausgenommen, kannte Niemand seine Talente, bis er, entflammt von den Ereignissen und als wenn ein Zauber seine Zunge entfesselt hätte, am 12. Jul. 1789 die Entlassung des beliebten Ministers Necker der im Garten des Palais royal versammelten Menge ankündigte und alle guten Bürger mit hinreißender Beredtsamkeit aufrief, sich zu bewaffnen und ein patriotisches Abzeichen zu wählen. Man entschied sich für grüne Cocarden, D. befestigte die erste auf seinen Hut; wer kein Band dazu erhalten konnte, nahm Blätter von den Bäumen und von hier aus verbreitete sich die Bewegung noch am nämlichen Tage über ganz Paris. D. und Andere sorgten aus allen Kräften dafür, daß sie bei Erstürmung der Bastille am 14. Jul. nicht stehen blieb und D. trug namentlich durch eine Wochenschrift dazu bei, in der er sich in Bezug auf die häufig an Laternenpfählen aufgeknüpften Opfer der Volkswuth den Generalprocurator der Laterne nannte. An den meisten entscheidenden Ereignissen nahm D. seitdem den lebhaftesten Antheil, gehörte zu den Stiftern des Clubs der Cordeliers und schloß sich vorzüglich an Danton (s.d.) an, der ihn, als er Justizminister wurde, zu seinem Secretair wählte. Als Abgeordneter von Paris beim Nationalconvente stimmte er für den Tod Ludwig XVI., half die Girondisten stürzen, fand aber selbst seinen Untergang, als er endlich in seiner Zeitschrift, »Der alte Cordelier«, den Versuch machte, wider Hebert's und Robespierre's Schreckensherrschaft der Menschlichkeit und Vernunft das Wort zu reden. Vergebens warnten ihn seine Freunde vor den Folgen, D.'s junge und reizende Gattin ermuthigte ihn mit den Worten, er möge seinen Beruf erfüllen und seines Vaterlandes Retter werden. Er wurde daher auf Antrag des grausamen Saint-Just am 31. März 1794 als Mitschuldiger Danton's (s.d.) verhaftet, gleich diesem, ohne gehört zu werden, verurtheilt und am 5. Apr. hingerichtet. »Das also ist die Belohnung des ersten Apostels der Freiheit!« rief D. aus, als er zum Richtplatze gebracht werden sollte, und leistete noch unterwegs einen so verzweifelten Widerstand, daß er fast ohne Kleider beim Blutgerüst anlangte. Zehn Tage später ward auch D.'s Gattin hingerichtet, die einen Versuch zu dessen Rettung gewagt hatte und ihn im Tode an Standhaftigkeit weit übertraf.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 532.
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