Nelson

Nelson

[259] Nelson (Horatio, Lord Viscount), der aus den franz. Revolutionskriegen berühmte engl. Seeheld, geb. 1758, war der Sohn des Pfarrers von Burnham Thorpe in der Grafschaft Norfolk.

Um diesem die Erhaltung seiner zahlreichen Familie zu erleichtern, ward N. von seinem mütterlichen Oheim, den Linienschiffscapitain Suckling, schon im 12. Jahre mit an Bord genommen und da dem Knaben das Seeleben gefiel, 1772 mit nach Westindien geschickt. Von da zurückgekehrt, machte N. die 1773 beschlossene, vom Capitain Phipps (nachherigem Lord Mulgrave) befehligte Entdeckungsreise ins Nordpolarmeer mit; nach glücklicher Rückkehr segelte er nach Ostindien, mußte aber wegen seiner Gesundheitsverhältnisse die dortigen Gewässer bald verlassen. Zum zweiten Lieutenant befördert, segelte N. 1777 abermals nach Westindien, wo er bis 1780 blieb und Gelegenheit fand, sich gegen die Spanier auszuzeichnen. Die Nordsee und die nordamerik. Gewässer waren hierauf die Orte seines Wirkens, bis er 1784 als Befehlshaber einer Fregatte von 28 Kanonen zum Kreuzen bei den kleinen Antillen abging und während er dort verweilte, eine Westindierin, die Witwe des Dr. Nesbit, heirathete, mit der er 1787 nach Europa zurückkam. Erst der 1793 gegen Frankreich ausbrechende Krieg brachte N. wieder in Thätigkeit und als Befehlshaber eines Linienschiffs ins mittelländische Meer, wo er unter Anderm zur Einnahme von Bastia und Calvi auf Corsica mitwirkte, aber ein Auge dabei einbüßte. Im Febr. 1797 trug N. wesentlich zu der über die span. Flotte am Cap St.-Vincent von Sir John Jerris (der dafür zum Lord St.-Vincent ernannt wurde) erfochtenen Siege bei und nahm den feindlichen Admiral persönlich gefangen, was N. die Ernennung zum Contreadmiral und den Bathorden einbrachte. Außer mehren andern Aufträgen erhielt N. auch eine Zeit lang den Oberbefehl über die Blockade von Cadiz, im Jul. aber wurde er mit mehren Fahrzeugen nach der westafrik. Insel Teneriffa gesendet, um die Wegnahme eines im dortigen Hafen Santa-Cruz liegenden, reich mit Silber befrachteten [259] span. Schiffes zu versuchen, was aber mislang und wo N. bei der während der Nacht versuchten Erstürmung des Hafens der rechte Arm so zerschmettert wurde, daß er abgelöst werden mußte. Sein tapferes Benehmen fand jedoch in England volle Anerkennung und nach seiner Herstellung gab ihm Lord St.-Vincent den Befehl über mehre Schiffe, mit denen er die franz. Rüstungen in Toulon beobachten sollte. Sein schon früher mit der buhlerischen Lady Hamilton, der Gemahlin des damaligen engl. Gesandten in Neapel, angeknüpftes, für N. wenig ehrenvolles Verhältniß beeinträchtigte aber hierbei seinen gewöhnlichen Diensteifer und erst mit der Nachricht von der Eroberung von Malta durch Bonaparte erfuhr N., daß die franz. Flotte Toulon verlassen habe. Verstärkt durch inzwischen angelangte Schiffe, suchte N. die Franzosen an den Küsten von Ägypten, wo er vor denselben ankam, und von Griechenland, erfuhr aber erst bei der Rückkehr nach Sicilien ihre Anwesenheit bei Alexandrien, wohin er sofort schiffte und den berühmten Sieg bei Abukir (s.d.) erfocht. Er wurde dafür durch die Ernennung zum Pair mit dem Titel Baron N. vom Nil, durch ein Jahrgeld von 2000 Pf. St., ein Geschenk von 10,000 Pf. St. von der ostind. Compagnie und viele Geschenke und Ehrenbezeugungen von andern brit. Corporationen, sowie von fremden Fürsten belohnt und namentlich vom König von Neapel zum Herzog von Brenta mit 2000 Pf. St. Einkünfte ernannt. Im J. 1799 wirkte N. eifrig mit zur Vertreibung der Franzosen aus Neapel, welche dort die parthenopäische Republik errichtet hatten, befleckte aber nach dem Aufhören derselben und Aufhebung der vom Cardinal Ruffo zugesicherten allgemeinen Amnestie seinen Ruhm durch Hinrichtungen und blutige Verfolgungen, zu denen ihn seine Verbindung mit der rachsüchtigen Hamilton und sein blinder Franzosenhaß verleiteten. Im Nov. 1800 kehrte er mit Lady Hamilton nach England zurück, wurde 1801 Viceadmiral und segelte als Zweiter im Oberbefehl mit der Flotte unter Sir Hyde Parker in die Ostsee, wo er bei Kopenhagen die stärkere dän. Flotte schlug und dadurch, sowie durch spätere Verhandlungen mit Rußland und Schweden die beabsichtigte Trennung des Bündnisses dieser Mächte bewirkte. Zum Viscount ernannt, erhielt er das Commando eines Geschwaders, welches die behufs einer Landung in England in Boulogne betriebenen Rüstungen vereiteln sollte, vermochte aber die beabsichtigte Zerstörung der dort versammelten Fahrzeuge nicht zu vollziehen. Als 1803 der Krieg erneuert wurde, erhielt N. den Oberbefehl im mittelländ. Meere und fand am 22. Oct. 1805 während der beim span. Vorgebirge Trafalgar von ihm mit 27 über 33 vereinigte franz. und span. Linienschiffen gewonnene Seeschlacht, durch einen Musketenschuß am Bord seines Schiffes Victory den Tod. N. hatte die Losung ertheilt: »England erwartet, daß Jedermann seine Pflicht thut« und starb nach erhaltener Gewißheit des Siegs mit den Worten: »Gott sei Dank, ich habe meine Pflicht gethan!« Sein Leichnam wurde in einem Sarge, welcher aus dem Hauptmaste des bei Abukir genommenen franz. Admiralschiffs, der Orient, gemacht worden war, nach England gebracht und mit großem Gepränge in der St.-Paulskirche beigesetzt, wo ihm auch, sowie in Birmingham (s.d.) und mehren andern engl. Städten ein Denkmal errichtet worden ist. N.'s Titel erbte dessen Bruder und sein Andenken ward außerdem in seinen Geschwistern geehrt, die reiche Geldgeschenke und Jahrgelder empfingen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 259-260.
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