[73] Danaë (Mythologie), die liebreizende Tochter des Akrisios und der Eurydike. Ein unheilkündendes Orakel hatte den Vater bedroht, er werde durch den Sohn seiner Tochter sterben, und um solch Unheil abzuwenden, wurde sie in einen ehernen Thurm eingekerkert; aber Zeus liebte die leidende Schönheit, eine Wolke schwebte über dem Gefängniß, goldner Regen entträufelte ihr, und die goldnen Tropfen drangen oben hinein in das fest verschlossene Gemach, fielen auf den Schoos der Jungfrau und wurden dann wieder zum Gott, der sie mit feurigem Entzücken umarmte; so wurde Danaë Mutter des Perseus. Kaum erfuhr dieß der furchtsame und grausame Vater, so ließ er Mutter und Kind in einen Nachen, nach Andern in einen Kasten eingeschlossen, den Meereswogen übergeben, und dem sichern Verderben entgegen trug beide, nach seiner Meinung, die rollende Fluth. Aber wen die Götter beschirmten, dem konnte der Sterblichen schlimmes Wollen nicht schaden. Sanft trugen die Wellen die Geliebte des Zeus und das Götterkind zum Gestade der Insel Seriphos, wo beide bei Dibtys, einem Bruder des Königs Polydektos, die liebevollste Aufnahme fanden. Das Orakelwort fand später seine Bestätigung: Perseus tödtete durch einen Discuswurf bei Leichenkampfspielen des Königs von Larissa wirklich seinen Großvater (s. Perseus). Das Wunder des goldnen Regens hat man meist auf prosaische Weise »durch Bestechung« gedeutet, vielleicht aber legte die Mythe einen tiefern Sinn in dasselbe, und wollte ein [73] Bild der schaffenden Natur mit ihren Zauberfarben schmücken. Sonach könnte Akrisios der starre Winter sein, dem die Ahnung wird, er werde dem Frühling weichen müssen, darum schließt er seine Tochter, die Erde, in einen Kerker von Eis. Aber der Donnergott naht im Lenzgewitter, sinkt nieder als leuchtender, warmer, belebender Regen, welcher die harten Fesseln sprengt, und befruchtet den Schoos der Erde, die nun freudig den Lichtsohn, Perseus, gebiert. Wer solche Deutung will und liebt, mag an diesen Faden sinnend und sinnig weiter spinnen.
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