Tagesbegebenheit Dem Capitain v. Bürger, vom ehemaligen Regiment Tauentzien, sagte der, auf der neuen Promenade erschlagene Arbeitsmann Brietz: der Baum, unter dem sie beide ständen, wäre auch wohl zu klein für zwei, und er könnte sich wohl unter einen andern ...
Tagesereignis Das Verbrechen des Ulanen Hahn, der heute hingerichtet ward, bestand darin, daß er dem Wachtmeister Pape , der ihn, eines kleinen Dienstversehens wegen, auf höheren Befehl, arretieren wollte, und deshalb, von der Straße her, zurief, ihm in die Wache zu ...
Tante Frieda Meine Mutter sagte: »Ach Gott ja, übermorgen kommt die Schwägerin.« Und da machte sie einen großen Seufzer, als wenn der Bindinger da wäre und von meinem Talent redet. Und Ännchen hat ihre Kaffeetasse weggeschoben und hat gesagt, es schmeckt ...
Therese Huber Theorrytes Geschichte eines Priesters Vorwort Ich hörte die gebildeten Menschen der höhern Classe oft von dem Kirchenthum, wie es noch heute durch Gesetz und Sitte besteht, wie von einem Hinderniß der Volksveredlung sprechen. Das bewog mich schon mehrmals, dieser ...
Tote Treue Allzu tief versinkt oft in der Wehmut Fesselloses Sehnen, wessen Wille Sich nicht lauter zu der Sonne wendet. Täuschend hüllet wohl verborgnen Bannes Schmerzgefühl sich in der milden Klage, In der stillen Sehnsucht Trauerkleider. Schone nicht, zerreiße solche ...
Totentanz Da blieb es nun abwartend auf dem Grunde des Meeres liegen, das Unterseeboot, und lächelte vor Sicherheit über die feindlichen, armierten Fischdampfer, die dreißig Meter darüber wütend nach ihm ausspähten. Die Besatzung speiste, erstaunlich viel und erstaunlich gut, dann ...
Treue über Alles In einer alten hohen Burg in Schwaben wohnte ein guter alter Rittersmann mit zwei jungen lieblichen Nichten. Seine Schwester hatte sie ihm auf dem Todtenbette übergeben; er hatte gelobt, Vaterstelle an den Kindern zu vertreten, und redlich hatte ...
Tschitrakarna, das vornehme Kamel »Bitt' Sie, was ist das eigentlich: Bushido?« fragte der Panther und spielte Eichelas aus. »Bushido? hm,« brummte der Löwe zerstreut, – »Bushido?« – »Na ja, Bushido,« – ärgerlich fuhr der Fuchs mit einem Trumpf dazwischen, – »was Bushido ist?« Der ...
Turmalin Der Turmalin ist dunkel, und was da erzählt wird, ist sehr dunkel. Es hat sich in vergangenen Zeiten zugetragen, wie sich das, was in den ersten zwei Stücken erzählt worden ist, in vergangenen Zeiten zugetragen hat. Es ist darin ...
Tut sich – macht sich – Prinzeß »Guten Morgen,« sagte das Gigerl und schob seinen gelbledernen Handkoffer auf das Tragnetz des Waggons. »Ich hab' die Ehre« und »mein Kompliment wünsch' ich« grüßten die beiden behäbigen alten Herren, und zwar auffallend verbindlich, denn ...
Über einen Hund und die Monroe-Doktrin Shorty war ein weißer, braungefleckter Hund unbestimmter Gattung, aber die besten Rassen der Alten Welt hatten offenbar bei seinem Pedigree mitgewirkt und hatten auf einem der Entwicklung neuer Typen so überaus günstigen Boden dazu ...
Arthur Schnitzler Um eine Stunde Er hielt ihre Hand in der seinen und betrachtete ihr blasses Gesicht, aus dem jede Spur des Lebens geschwunden schien. Da öffnete sie noch einmal die Augen. Er wußte, wenn sich diesmal die Lider senkten, so ...
Ums Vaterwort. Ich habe im Grunde keine schlechte Erziehung genossen, sondern gar keine. War ich ein braves, frommes, folgsames, anstelliges Kind, so lobten mich meine Eltern; war ich das Gegenteil, so zankten sie mich derb aus. Das Lob tat mir ...
Unabhängigkeit Erzählung in Briefen Es wird des Glaubens heil'ge Flamme Erst hell im Herzen angefacht, Wenn wir des Herzens liebste Träume Dem Herrn als Opfer dargebracht. Drum, wenn das stille Leid dir nahet, So werde dir recht innig kund: Es ...
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Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.
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