Element 1 – Wir haben das lateinische Fremdwort Element zu fast gleicher Verwendung in allen unseren Kultursprachen. Wir schwören beim Element , wir nennen das Wasser (ein Hauptelement) das Element der Fische, wir nennen die Anfangsgründe einer Wissenschaft, d.h. nicht so ...
I. Ordnung ist ein Menschenbegriff. In der wirklichen Natur gibt es weder Ordnung noch den Wunsch nach Ordnung. Auch im Menschenhirn, weil es wirkliche Natur ist, gibt es keine Ordnung; wohl gibt es aber da einen Ordnungssinn, eine Sehnsucht , zuerst ...
Endursachen – Die Widersprüche, welche der Begriff der Zweckmäßigkeit darbietet, sobald wir ihn, der einzig und allein Motive des bewußten Handelns bedeutet, auf die Organe der Lebewesen anwenden, – die Widersprüche des Begriffs und einiges aus seiner Wortgeschichte suche man in den ...
I. Unsere Zeit gleitet langsam auf die Bahn der Naturphilosophie zurück. Wir haben die Angst vor der verpönten Naturphilosophie verlernt. Sie kann auch nicht mehr so gefährlich werden, wie sie der Wissenschaft in Deutschland vor hundert Jahren wurde. Damals versuchten ...
Entwicklung – Wer sein Ohr für die wissenschaftlichen Schlagworte geschärft hat wie für die Worte der Gemeinsprache, der hört den Kampf zwischen Zweck und Zufall auch aus dem allerklärenden Begriffe des Darwinismus heraus; aus dem Worte Entwicklung , das noch im D ...
I. Die Wortgeschichte bietet wenig Interessantes; es wäre denn, daß man gerade an diesem einfachen Beispiel die Unklarheit der Sprachwissenschaft und die Trägheit in der Vererbung der Begriffe aufzeigen wollte. Das griechische Wort empeiria gehörte wohl der Gemeinsprache an (es ...
erkennen – Es wäre unehrlich, wollte ich bei diesem kleinen Versuche, den Begriff von seiner sinnlichen Bedeutung zur übersinnlichen zu begleiten, von der allersinnlichsten Bedeutung ausgehen, weil erkennen in der deutschen Bibelsprache soviel heißt wie den Beischlaf vollziehen ; ist doch die ...
Erkenntnistheorie – Wenn Erkenntnistheorie überhaupt eine wissenschaftliche Disziplin ist, so ist sie unter den philosophischen Disziplinen die jüngste und die vornehmste. Die jüngste, weil die Philosophie durch Jahrtausende die schwersten Probleme der Metaphysik schon behandelt hatte, bevor sie sich darauf besann ...
Erpressung – Nur einige flüchtige Richtlinien kann ich ziehen und hoffen, daß sie genügen werden, wenigstens die Frage zu beantworten, weshalb dieser Rechtsbegriff in einem Wörterbuch der Philosophie behandelt wird. Zu einer gründlichen historischen Behandlung wären Vorarbeiten nötig gewesen, die ...
Erscheinung – Das Wort gehört unserer philosophischen Sprache dauernd erst seit Kant an, der damit das griech. phainomenon übersetzte, die idealistische Vorstellung von Berkeley entlehnend, das deutsche Wort von Baumgarten; vorher dachte man bei Erscheinung zunächst an ungewöhnliche Wahrnehmungen, wie denn ...
esoterisch – sei hier gebucht, weil das Wort anfängt, mißverstanden zu werden; wirklich wie ein Fremdwort, das von Halbgebildeten einfach falsch gebraucht wird. Nach den unzuverlässigen Notizen der griechischen und lateinischen Anekdotensammler unterschied Aristoteles seine Vorträge, vielleicht auch seine Schriften in ...
ewige Wahrheiten – Nicht nur die schönen Sentenzen Schillers werden ewige Wahrheiten genannt, in der Sprache unsrer Schulaufsätze. Auch in der Philosophie werden seit Jahrtausenden nicht nur die Axiome gern ewige Wahrheiten genannt, sondern auch die personifizierte Wahrheit selbst bekommt bisweilen ...
falsch – In einer systematischen Darstellung der vorgetragenen Weltanschauung müßte die Untersuchung des Wahrheitsbegriffs eine der ersten Stellen einnehmen; im Alphabet ist der spät erfundene Buchstabe W , ursprünglich ein Halbvokal, hinter das lateinische U zu stehen gekommen, obgleich der nach der ...
Fatalismus – Als Karl Moor den Entschluß gefaßt hatte, Räuberhauptmann zu werden, feuerte er den Mut der jungen Räuberdilettanten mit folgenden Worten an: »Fürchtet euch nicht vor Tod und Gefahr, denn über uns waltet ein unbeugsames Fatum! Jeden erreicht endlich ...
I. Die Schule oder die neue Scholastik ist historisch geworden und nennt ihre Sekten wieder einmal nach historisch gewordenen Philosophen; wir haben neben der großen und mächtigen Gruppe der Neukantianer auch schon Neufichteaner , die Neuschellingianer, die Neuhegelianer, dazu die Neuthomisten ...
I. Form ist entschieden ein Wort der internationalen Sprache; ich möchte nur gleich bemerken, daß der Purismus der slawischen Sprachen Lehnübersetzungen geschaffen hat, im Russischen und im Tschechischen (die ältere Kultur der polnischen Sprache bewahrt daneben die beiden Lehnworte forma ...
Fortschritt – Der Fortschritt der Menschheit zu höheren und immer höheren Kulturstufen, die Perfektibilität der Menschheit, und nur der Menschheit, ist etwa seit Herder so sehr zum Dogma geworden, daß der Begriff Humanismus , d.h. Menschlichkeit, geradezu das Ziel dieses Fortschritts ...
Freiheit – Schopenhauers Abhandlung »Über die Freiheit des menschlichen Willens« ist ein Meisterstück geworden, weil er da, aus Rücksichten auf die Bedingungen einer akademischen Preisaufgabe, »strenges Inkognito« wahren mußte, sich auf sein eignes Hauptwerk nicht beziehen durfte, seine These also ganz ...
fringe – Das englische Wort ist meines Wissens von William James zuerst in die Psychologie eingeführt worden; es sollte besagen, daß die Lehre von der Klarheit und Distinktheit unsrer Vorstellungen unhaltbar sei, daß jede unsrer Vorstellungen im Strome des Bewußtseins von ...
Funktion – Eine Wortgeschichte, für welche es übrigens genügende Vorarbeiten nicht gibt, würde den jüngsten Bedeutungswandel, der das alte Wort erst zu einem philosophischen Begriffe gemacht hat, kaum aufklären helfen. Lat. functio bedeutete (wie fungi ) jede Verrichtung , insbesondere die Verrichtung von ...
Buchempfehlung
Robert ist krank und hält seinen gesunden Bruder für wahnsinnig. Die tragische Geschichte um Geisteskrankheit und Tod entstand 1917 unter dem Titel »Wahn« und trägt autobiografische Züge, die das schwierige Verhältnis Schnitzlers zu seinem Bruder Julius reflektieren. »Einer von uns beiden mußte ins Dunkel.«
74 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro