I. Es ist schwer, ernst zu bleiben, wenn man den Begriff Gottes Wort untersuchen will. Wirklich: im Anfang war das Wort, und Gott war ein Wort. Götter sind Worte. Und diesem verstiegensten aller Worte, dem Gotte , hat insbesondre die Gruppe ...
Graphologie – Wenn die Graphologie mehr wäre als eine Belustigung des Verstandes und des Witzes bei den einen und ein schwindelhafter Erwerbszweig bei den andern, wenn die Graphologie wirklich eine Wissenschaft wäre, auch nur eine unvollkommene Wissenschaft, so besäßen wir an ...
Grenzbegriff – Das deutsche Wort Grenze bietet ein Kurisoum dar, insofern es aus dem Slawischen seit dem 13. Jahrhundert langsam in die deutsche Gemeinsprache eingedrungen ist; granica (tschech. hranice) kam wohl als Lehnübersetzung von Mark zuerst im deutschen Ordenslande (nach Kluge ...
I. Mag man an das Dogma vom klassischen Altertum glauben und so dogmatisch die griechische Philosophie für den unübersteiglichen Höhepunkt menschlichen Denkens heilten; oder mag man die griechische Philosophie sehr gering einschätzen um ihrer Kritiklosigkeit willen, um ihrer Unfähigkeit ...
I. 1 Aristotelis logica ipsius dei logica est. (Die Logik des Aristoteles ist die Logik Gottes .) Diese Worte stehen handschriftlich in meiner alten griechisch-lateinischen Ausgabe des Organon. Sie sind einem Werke von Gutke entnommen, einem einst berühmten, unglaublich bornierten ...
Fritz Mauthner Wörterbuch der Philosophie Neue Beiträge zu einer Kritik der Sprache Erste Ausgabe: München 1910. Hier nach der zweiten, vermehrten Auflage, Leipzig 1923. Auf die Wiedergabe des von Mauthner mehrfach erwähnten Index wurde verzichtet, da er in einer digitalen Edition ...
Hemmung – ist aus der Physik von Ed. Weber auf den physiologischen Vorgang bei Reflexbewegungen übertragen worden, wohl in Abhängigkeit von Herbart, der schon früher von psychologischen Hemmungen gesprochen hatte; die Herbartianer und andre Psychologen haben sehr viel geschrieben über die ...
Hemsterhuis' »Organe moral« – Ich habe (Kr. d. Spr. I² 359) die Vorstellung, »daß mehr als fünf Sinne für den Menschen sein können«, daß unsre fünf oder sechs Zufallssinne für die Erkenntnis der unendlichen Welt nicht ausreichen, auf ein bis dahin ...
Heuchelei – Nicht das Ergebnis einer Untersuchung, nur eine Aufgabe : die Herkunft der ungeheuren Ausbreitung der Heuchelei in unseren Sitten und in unseren Sprachen zu erklären. Das deutsche Wort heucheln ist in der Schriftsprache neu, offenbar ursprünglich von ducken und kriechen ...
Himmel – Ich hatte einmal auf den leisen Bedeutungswandel hingewiesen, den der deutsche Ausdruck durchmachen mußte, um von dem (wahrscheinlichen) etymologischen Sinne »Dach der Welt«, vorbei an dem Alten Testamente, das – wie der Orient überhaupt und wie die Griechen – eine Mehrzahl ...
Hobbes – Hobbes gehört in die Reihe derjenigen Denker, deren Verwegenheit am Schreibtische bald heldenhaft, bald beschämend gegen ihre bürgerliche Feigheit absticht. Hobbes mag sich selbst recht gut gekannt haben; in der Selbstbiographie, die er im höchsten Greisenalter dichtete, sagt er ...
Humor – ist ein so neuer Begriff , daß seine Definition bis zur Stunde nicht gelungen ist. Weder die englischen ersten Erfinder der Sache, noch ihre deutschen verbessernden Nachahmer haben das Wesen des Humors ergründet. Den Franzosen gar, von denen die Engländer ...
Hypothese – Das Wort, griech. hypothesis , ist unverändert in die modernen Sprachen, in die Sprachen aller Wissenschaften übergegangen; kaum daß lat. conditio , in seiner engeren Bedeutung Bedingung , an eine der Vorstellungen anklingt, die das griechische Wort in der Gemeinsprache erweckte, neben ...
I. In dieser Form ist es ein verhältnismäßig junges Wort; aber es war von Anfang an verworren, und selten verstehen zwei Menschen, die es gebrauchen, unter Idealismus dasselbe. So bunt wie der Begriff Idee schillert, so auch die Ableitung ...
Idealmenschen – Jede Zeit macht plötzlich die Entdeckung, daß sie eine Übergangszeit sei, und bildet sich noch etwas darauf ein. Jede Zeit hat noch junge Leute gehabt, die sich stürmisch oder melancholisch als Übergangsmenschen fühlten zwischen dem Jetzt und der Zukunft ...
Illusion – Die Psychologen reihen die Illusionen, d.h. die Sinnesempfindungen, denen ein äußerer Reiz wirklich zugrunde liegt, die den Reiz aber falsch projizieren, nach verschiedenen Gesichtspunkten ein, und unterscheiden namentlich zwischen Illusionen, die innerhalb der physiologischen Breite liegen, und den ...
Individualismus – Das Ichgefühl ist eine Täuschung, ist aber keine Lüge. Ich habe diesen Gedanken oft genug (vgl. W. d. Ph.² S. 310, 370. 504) ausgesprochen, die Begriffe Dauer , Einheit , Form und Gedächtnis mit dem Ichgefühle in Beziehung gebracht und so ...
I. Ein besonders krasser Fall unter vielen, wo es sich bei der Begriffsuntersuchung nicht um Verifikation einer Beobachtung, nicht um eine Definition , nicht um genauere Feststellung des Sinnes handelt, sondern allein um die Frage, ob der alte Begriff überhaupt eine ...
Intention – deckt sich in den romanischen Sprachen mit dem, was wir seit dem 18. Jahrhundert erst Absicht nennen (vgl. Art. Absicht ) . Das lateinische Originalwort ist eine Übersetzung verschiedener griechischer Worte, die alle Ableitungen von teinein spannen, sind; insbesondere ist aber ...
Intuition – In dem Aufsatze: » Über Philosophie und ihre Methode « (Par. u. Paral. II. 7) hat Schopenhauer , der doch als Kantianer alle Anschauung für intellektuell erklärte, wieder einmal die volle Schale seines Zornes über Fichte und Schelling ausgegossen, weil sie den ...
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
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