Aeußere Arbeit

[102] Aeußere Arbeit heißt in der Wärmetheorie die Arbeit (s.d.) zur Ueberwindung der äußeren Kräfte (s.d.) eines betrachteten Körpers.

Gewöhnlich wird von äußeren Kräften nur ein auf die Oberfläche gleichmäßig verteilter Normaldruck von p pro Flächeneinheit angenommen. Bewegen sich unter der Einwirkung von p die Oberflächenelemente f1, f2, ... in den Richtungen ihrer Normalen um die unendlich kleinen Wege s1, s2, ... nach außen (bei Bewegung nach innen sind die s negativ), so ist die[102] äußere Arbeit (Fig. 1): dL = pf1s1 + pf2s2 + ... = pΣfs, oder, weil Σfs = dv die Aenderung des Körpervolumens v während der Arbeitsteilung darstellt:

dL = pdv.

Geht der Körper aus einem Anfangszustande p1, v1 in einen Endzustand p2, v2 über, so ist die Integration von 1. erst ausführbar und die äußere Arbeit erst bestimmt, wenn man weiß, wie sich während des ganzen Uebergangs p mit v geändert hat. Wir erhalten beispielsweise bei konstantem Drucke

p = p1 L = p(v2 – v1),

bei konstantem Volumen v = v1

L = 0,

für eine Zustandsänderung nach dem Gesetze pv = p1v1 (z.B. für Gase bei konstanter Temperatur)

L = p1v1 logn (v2/v1) = p1 v1 logn (p1/p2),

und für Zustandsänderungen nach Gesetzen der Form pvm = p1v1m mit beliebigen konstanten m (s. Polytropische Zustandsänderung und Adiabatische Zustandsänderung):


Aeußere Arbeit

d.h. auch:


Aeußere Arbeit

Häufig wird die Arbeit L auf die Gewichtseinheit bezogen, in welchem Falle für v, v1, v2 die Volumina der Gewichtseinheit zu setzen sind. Für ein Körpergewicht G ist dann die Arbeit G mal so groß. Trägt man zu jedem v als Abszisse das entsprechende p als Ordinate an, so stellt die Fläche (Fig. 2) unterhalb der entstehenden Linie der p (der Druckkurve, Expansionskurve bezw. Kompressionskurve) die äußere Arbeit dar. Wie die Arbeit selbst, so ist auch die Arbeitsfläche bei zunehmendem v als positiv, bei abnehmendem als negativ anzusehen. Positive Arbeit entspricht einer Arbeitsleistung, negative einem Arbeitsgewinn des betrachteten Körpers. Findet zwischen denselben Grenzwerten v1, v2, von v einmal Expansion und einmal Kompression statt, so ist die ganze äußere Arbeit durch die Differenz der zugehörigen Arbeitsflächen dargestellt (Fig. 3). Bezeichnet für einen Wärmemotor vom Kolbenquerschnitt F und Kolbenschube spi den sogenannten mittleren indizierten Druck, d.h. die mittlere Höhe der einem Hin- und Hergange des Kolbens entsprechenden Arbeitsfläche (Indikatordiagramm), dann hat man die äußere Arbeit (indizierte Arbeit) für ein Spiel: Li = Fpis. Werden s in m, F in qm, pi in kg per qm, also Li in mkg gemessen, und die Maschine macht in der Minute n Spiele, dann ergibt sich die äußere Arbeit in Pferdestärken, d.h. in Einheiten von 75 mkg per Sekunde:

Ni = (n/60·75)Li = (Fsn/4500)pi.

Der Nutzeffekt ist infolge von Arbeitsverlusten durch Widerstände in der Maschine, bei der Arbeitsübertragung u.s.w. stets kleiner als dieser indizierte Effekt. Das Verhältnis beider, der mechanische Wirkungsgrad, liegt meist zwischen 0,75 und 0,85. Ueber Arbeitseinheiten s. Arbeit.

Weyrauch.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 102-103.
Lizenz:
Faksimiles:
102 | 103
Kategorien:

Buchempfehlung

Diderot, Denis

Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.

106 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon