Putzmittel

[300] Putzmittel, Substanzen, dazu benimmt, die Oberfläche von Gebrauchsgegenständen von Staub, Schmutz, Fett, Oxyd u. dergl. durch Abreiben mit denselben zu reinigen und ihnen ihr früheres glänzendes Aussehen wiederzugeben. Die Putzmittel wirken mechanisch oder chemisch oder gleichzeitig mechanisch und chemisch.

Zu den mechanisch wirkenden Putzmitteln gehören alle Körper organischer oder anorganischer Natur, die schleifend wirken. Zu den chemischen Putzmitteln gehören namentlich Säuren, welche die auf den Metallgegenständen gebildeten Oxydschichten auflösen. Die chemisch und mechanisch wirkenden Putzmittel bestehen aus Alkalien, scharfen organischen Säuren, in Verbindung mit einem pulverförmigen Körper. – Je seiner poliert der zu putzende Gegenstand ist, um so seiner muß auch das Putzmittel sein, denn dieses wirkt, sobald die Oxydschicht entfernt ist, auch angreifend auf die Politur, somit zerstörend auf den Glanz, was nicht beabsichtigt wird. Bei Gold und Silber genügt in den meisten Fällen schon Abreiben mit einem wollenen Lappen, Bürsten mit einer Seifenlösung oder sehr seinem Kalk (Wiener Kalk, Putzkalk, d.i. Aetzkalk durch Aufnahme von Kohlensäure teilweise verändert), Kalktuff, wogegen andre Metalle, wie Kupferlegierungen, Messing und Kanonenmetall, schärfer wirkende Putzmittel benötigen (Modersteine, Kieselsinter, Kieseltuff, Infusorienerde, Brillantine, Levantinerpulver [eine Tripelart], Papierkohle). Sehr scharf wirkende Putzmittel sind die vulkanischen Aschen und Erden, wie Pausilipptuff, Peperan, Laterit, Lapilli, die bimssteinartigen Charakter tragen. Zu den schärfsten Putzmitteln gehören Bimsstein, Schmirgel, Pyrop (ein Magnesia-Tongranat von dunkelroter Farbe), die jedoch nur auf sehr verrottetem Eisen in Anwendung kommen.

Dem Gebrauche nach lassen sich die Putzmaterialien einteilen in Gold- und Silber-, Neusilber-, Messing- und Kupfer-, Eisen- und Stahl- und Glasputzmittel, ihrer äußeren Form nach in: 1. Putzpulver (meist feinpulverige, mineralische Stoffe, wie Tripel, Kalk, Kreide, Moderstein, Infusorienerde, kieselhaltige Materialien, Papierkohle, Schmirgel, gebranntes Hirschhorn, Eisenoxyde [Polierrot], Ziegelmehl, Ton, für sich allein oder in verschiedener Komposition gemischt, auch wohl mit geringen Mengen pulverisierter Weinsäure, Zitronensäure versetzt), verschiedene Namen (Silber-, Messingputzpulver, Brillantine u.s.w.) führend. 2. Putzseifen, das sind Verbindungen von Seifen mit einem der genannten Putzpulver, als Silberseife, Putzseife u.s.w. im Handel. Sandseife ist mit seinem Sand gemischte Seife, die zu groben Putzzwecken, zum Scheuern von Holz u.s.w. dient. 3. Putzpasta und Putzsalbe, Silberputzpasta, Gemenge von Vaseline, Talg, Oel mit Putzpulvern, weiß und rot, oder aus Eisenoxyden, Ziegelmehl u.s.w. bestehend, mit Myrbanöl parfümiert. 4. Putzkugeln, Silberkugeln, Putzpulver mittels eines Bindemittels in Formen gebracht, ähnlich den Putzseifen. 5. Putzsteine, in Formen mit oder ohne Bindemittel stark zusammengepreßte Putzpulver (auch als Putzpatrone in Zylinderform im Handel). 6. Putzlappen, grobes Baumwollgewebe mit verdünntem Wasserglas imprägniert oder in Wasser, in dem Putzpulver sein verteilt, getaucht, ausgewunden und getrocknet. Bei einem Teil der Käufer ist diese, bei dem andern jene Form beliebt. Putzleder sind sämisch gegerbte Schaf-, Reh- und Ziegenfelle, die zum Putzen von blanken Metallen, Glas u. dergl. dienen. Putzmaschinen sind Vorrichtungen, meistens aus einer Schmirgel-[300] oder Holzscheibe mit Lederbekleidung und einer Bürste, die in rotierende Bewegung versetzt werden, beliebend, zum Putzen von Messern und Gabeln. Flüssige Putzmittel, wie Messingwasser, Kupferwasser, sind verschieden zusammengesetzt, wie z.B. eine Lösung von Oxalsäure in Wasser mit Bimssteinmehl gemischt, verdünnte Schwefelsäure mit Schmirgel, Bimsstein und Ziegelmehl u.s.w. Da die seiten Substanzen sich sehr rasch zu Boden setzen, muß man die Flaschen, in denen diese Putzmittel verkauft werden, immer gut aufschütteln, weil sie sonst nicht genügend wirken. Vgl. Wahlburg, Schleif-, Polier- und Putzmittel, 2. Aufl., Wien 1898.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 300-301.
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