Benda [2]

[622] Benda, 1) Franz, Violinspieler, geb. 25. Nov. 1709 zu Alt-Benatek in Böhmen, gest. 7. März 1786 in Potsdam, erhielt seine musikalische Ausbildung als Chorknabe in Prag und Dresden, schloß sich nach Verlust seiner Stimme zuerst einer wandernden Musikantenbande als Violinist an, machte aber dann noch ernsthafte Studien unter dem Prager Violinisten Konicek. Eine neue Zeit der Wanderung (nach Wien u. a. O.) endete mit seiner Anstellung in Warschau, zuerst als Kapellmeister des Starosten Szaniawski, dann als Mitglied der königlichen Kapelle, bis er 1732 vom preußischen Kronprinzen nach Neuruppin berufen wurde. Im Verkehr mit Künstlern wie den beiden Graun und Quantz gelangte sein Talent zur vollen Entfaltung. Bei der Thronbesteigung Friedrichs folgte B. demselben nach Potsdam und wurde beim Tode Jos. Gottl. Grauns (1771) zu dessen Nachfolger als Konzertmeister ernannt. B. hat eine große Schar von Schülern gebildet, und seine Violinkompositionen (Sonaten, Duette, Konierte, Trios) erfreuten sich großer Verbreitung. Doch erschienen nur wenig Hefte im Druck. Sein Spiel wird von Burney und J. A. Hiller als ein durchaus originelles, auch von der Vortragsweise der italienischen Violinisten abweichendes geschildert; seine Hauptstärke lag im getragenen Gesang.

2) Georg, Komponist, Bruder des vorigen, geb. 30. Juni 1722, gest. 6. Nov. 1795 in Köstritz bei Gera, folgte 1740 seinem Bruder nach Berlin, wo er als zweiter Violinist in der königlichen Kapelle wirkte und zugleich sein Kompositionstalent namentlich durch das Studium der Werke von Hasse und Graun ausbildete. 1748 wurde er Hofkapellmeister in Gotha und unternahm 1764 auf Kosten des Herzogs eine Studienreise nach Italien. Nach Gotha zurückgekehrt, schrieb er die italienischen Opern: »Il Ciro riconosciuto« (1765) und »Il buon marito« (1766), schloß sich dann aber der neu aufkommenden Komposition deutscher Singspiele an (»Der Holzhauer«, »Walder«, »Der Dorfjahrmarkt« etc.), erlangte aber besondere Berühmtheit durch das Melodrama »Ariadne auf Naxos«, durch das er einer der Hauptvertreter dieser seit dem Erscheinen von Rousseaus »Pygmalion« allgemein beliebten Kunstgattung wurde. Nachdem er 1778 seine Stelle in Gotha niedergelegt, war er eine Zeitlang Musikdirektor beim Schröderschen Theater in Hamburg, kehrte dann nach Gotha zurück und brachte noch bis 1787 neue Singspiele. Zuletzt lebte er in völliger Zurückgezogenheit in Köstritz. Von seinen Kompositionen sind noch die Melodramen (richtiger Duodramen): »Ariadne«, »Medea«, »Philon und Theone«[622] und »Almansor und Nadine« hervorzuheben. Vgl. Hodermann, Georg B. (Koburg 1895).

3) Robert von, deutscher Politiker, geb. 18. Febr. 1816 in Liegnitz, gest. 16. Aug. 1899 in Rudow, studierte in München und Berlin die Rechte, trat in den preußischen Staatsverwaltungsdienst, schied aber 1849 aus und übernahm die Bewirtschaftung seines Gutes Rudow bei Berlin. 1858 zum Mitglied des Abgeordnetenhauses gewählt, gehörte er ihm ununterbrochen an, seit 1867 auch dem Reichstag. Er schloß sich der nationalliberalen Partei an, zu deren Führern er gehörte, wurde 1889 zum zweiten Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt, zog sich aber 1898 vom politischen Leben zurück.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 622-623.
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