[405] Brettspiele, allgemeine Benennung der Unterhaltungsspiele, zu denen ein viereckiges Brett (tabula, woher das alte deutsche Zabel), etwa 3040 cm im Quadrat, gehört. Gewöhnlich besteht es aus zwei Brettern mit vorstehenden Rändern, so daß beide, auseinander gelegt und durch ein Scharnier und einen Schloßhaken verbunden, einen hohlen Raum bilden, der zur Aufbewahrung der Brettsteine etc. dient. Auf der einen Seite dieses Doppelbrettes sind 64 gleiche Quadrate angebracht, so abgeteilt, daß je ein hell und dunkel gefärbtes gleichmäßig abwechseln. Dieses Brett kann sowohl zum Schachspiel (s.d.) als zum Salta- oder Damespiel (s.d.) benutzt werden, zu welch letztern Spielen Brettsteine, teller- oder scheibenförmige, aus Holz, Elfenbein oder Metall gefertigte Figuren, die der Größe der Quadrate entsprechen, nötig sind. Auf der andern Seite des Brettes sind zum Spiel der Mühle 3 Quadrate ineinander gezeichnet und die 12 Parallellinien derselben in deren Mittelpunkt durch Striche verbunden. Legt man die beiden mit den Rändern verbundenen Bretter auseinander, so zeigen sich auf jeder der beiden sich gegenüberstehenden langen Seiten des Oblongums 12, d. h. auf jedem Brett 6, Pyramiden, deren Färbung gewöhnlich mit Rot und Schwarz sowohl auf der Seite als gegenüber wechselt. Hier spielt man, immer zugleich mit Würfeln, Puff, Tokadille, Tricktrack (s.d.) etc. Die allen Brettspielen zu Grunde liegende Idee ist die eines Wettkampfes. Beim Schach, bei Salta, Dame und Mühle ist alles dem berechnenden Verstande des Spielers überlassen, während da, wo Würfel gebraucht werden, der Zufall mitwirkt. Puff, Tokadille, Tricktrack versinnlichen einen Wettlauf, bei dem es auf Umgehung oder Beseitigung der vom Zufall entgegengestellten Hindernisse und auf die baldmöglichste Erreichung des Zieles ankommt. Ein Brettspiel war, wie aus Denkmälern ersichtlich, schon den alten Ägyptern bekannt; welcher Art dies gewesen, wissen wir aber nicht. Herodot erzählt, daß die Lydier ein Brettspiel erfunden hätten, um während einer Hungersnot den Hunger zu vergessen. Eine im Altertum und Mittelalter, auch noch später verbreitete und ziemlich tief wurzelnde Mythe wies die Erfindung der B. insgesamt dem Palamedes zu. Griechen und Römer kannten zweifelsohne B., die vieles Nachdenken erforderten. Aber weder die hellenische Petteia noch der römische ludus latrunculorum (oder calculorum) oder das Spiel der duodecim scripta läßt sich mit dem Schach vergleichen; jene drei Spiele wurden mit durchaus gleichwertigen Steinen gespielt. Die Andeutungen, die uns die alten Autoren über die Regeln ihrer B. geben, sind durchweg sehr dürftig und gestatten uns leider nicht die Rekonstruktion dieser klassischen Unterhaltungen. Mit dem Würfeln hat man schon im Altertum das Brettspiel häufig kombiniert. So gab es neben der edlern Petteia, in der nur die Verstandeskräfte wirkten, auch eine Würfel-Petteia. Apparate zum Brettspiel (besonders Schachfiguren) sind von der ältesten bis auf die neueste Zeit, mit Pracht und besonderer Kunst ausgestattet, vielgerühmte Meisterwerke gewesen.