Caravaggio [2]

[756] Caravaggio (spr. -wáddscho), 1) Polidoro (eigentlich Caldara), ital. Maler, geb. um 1495 in Caravaggio bei Bergamo, kam in seinem 18. Jahr nach Rom, wo er von Raffaels Schülern, die an den Freskomalereien im Vatikan arbeiteten, als Handlanger beschäftigt wurde und auch bald an einem Schüler Raffaels, Maturino, einen Freund und Lehrer fand. Er eignete sich durch eifriges Studium der Antike einen großen Stil in der Zeichnung an; da aber sein Kolorit noch wenig Reiz besaß, führte er mit seinem Freund gemeinschaftlich Fassadenmalereien römischer Häuser grau in grau im Anschluß an antike Reliefs aus; doch sind von diesen Werken nur noch wenige in sehr beschädigtem Zustand erhalten. Nach der Eroberung Roms 1527 wandte sich C. nach Neapel und nach längerm Aufenthalt daselbst nach Messina, wo er zahlreiche Aufträge zu Kirchenbildern erhielt. Er schloß sich jetzt der naturalistischen Richtung an, die er oft ins Gemeine übertrieb. Sein Hauptbild ist eine Kreuztragung Christi im Museum zu Neapel. C. wurde 1543 in Messina von seinem Diener ermordet.

2) Michel Angelo (eigentlich Merisi, auch Amerighi genannt), ital. Maler, geb. 1569 in Caravaggio, gest. 1609 in Porto Ercole, hielt sich erst in Venedig, dann in Rom auf, wo er eine Zeitlang der Gehilfe des Malers Giuseppe d'Arpino war. Im Gegensatze zu den Manieristen und den Akademikern wandte er sich dem Studium der Natur zu und verband damit eine kräftige Farbe und energische Modellierung. Im Anfang war seine Malerei noch in gewissem Sinne gemäßigt, mit der Zeit aber suchte er nach überraschenden Effekten. Mit besonderm Glück malte er Genrefiguren, Trinker, Spieler, Zigeuner u. dgl., meist in Halbfiguren und in lebensgroßem Maßstab. Am wenigsten genügt seine rohe Naturnachahmung für kirchliche und mythologische Gegenstände, die schon zu seiner Zeit heftigen Widerspruch fanden. Trotzdem war seine Kunst von weitgreifendem Einfluß, nicht bloß auf die Italiener, sondern auch auf Franzosen, Spanier, Niederländer und Deutsche, weil sie wieder auf die Natur hinwies. So ward C. das Haupt der naturalistischen Schule, die zu den Carraccisten in einen starken Gegensatz trat. Caravaggios leidenschaftlicher Charakter entsprach ganz seiner düstern Malerei. Infolge eines Totschlags entwich er aus Rom, kam nach Neapel, Malta und Sizilien, überall als Maler tätig; nach Neapel zurückgekehrt, wurde er meuchlerisch verwundet, schiffte sich nach Rom ein, starb aber unterwegs in Porto Ercole. Die bekanntesten seiner Werke sind die Grablegung Christi im Vatikan und die falschen Spieler (früher in der Galerie Sciarra in Rom). In der Nationalgalerie zu London befindet sich Christus mit den Jüngern in Emmaus, im Louvre zu Paris der Tod der Maria (Hauptwerk) und das prachtvolle Bildnis des Großmeisters A. v. Vignacourt, im Hofmuseum zu Wien das Rosenkranzfest, im Berliner Museum Amor als Herrscher und der überwundene Amor, in Dresden die falschen Spieler. Es ist viel nach ihm gestochen worden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 756.
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