Foix [3]

[744] Foix (spr. fŭa), franz. Grafengeschlecht, leitet seinen Ursprung vom Grafen Roger I. von Carcassonne (gest. 1012) her. Die namhaftesten Grafen von F. sind:

1) Raimond Roger, Sohn Roger Bernards I., folgte seinem Vater 1188 und begleitete 1191 den König Philipp August von Frankreich nach Palästina. Als Anhänger der Albigenser und ihres Beschützers, des Grafen Raimund VI. von Toulouse, durch Simon von Montfort seiner Güter beraubt, starb er inmitten unversöhnlichen Kampfes 1222. – Sein Sohn Roger Bernard II. setzte den Kampf für Raimund VII. von Toulouse und die Albigenser fort, mußte sich aber 1230 unterwerfen und starb 1240 als Büßender in einem Kloster.

2) Roger Bernard III., verfocht nachdrücklich die Rechte seines Hauses gegen die Anmaßungen der Armagnaken, geriet aber dadurch mit dem französischen König Philipp III. in Fehde, ward 1274 gefangen und erst nach längerer Zeit wieder in seine Güter eingesetzt. Mit seinen Nachbarn gegen König Peter III. von Aragonien verbündet, fiel er abermals in Gefangenschaft und ward erst nach Peters Tode (1285) wieder frei. Er starb 1303. Seine in dieser zweiten Gefangenschaft gegen den König von Aragonien gerichteten Lieder gibt Millot im 2. Band seiner »Histoire littéraire des troubadours« im Auszug.

3) Gaston III., zugleich Vicomte von Béarn, Sohn des Grafen Gaston II., wegen seiner Schönheit Phöbus genannt, geb. 1331, gest. 1391 ohne Nachkommen, unterstützte 1346 den König Philipp VI. im Kampf gegen die Engländer, trat aber 1354 in geheime Verbindung mit Karl dem Bösen von Navarra gegen den König Johann; zur Buße wohnte er 1356 einem Kriegszug gegen die heidnischen Letten bei. Seinen Sohn, den er im Verdacht hatte, ihn im Einverständnis mit Karl dem Bösen vergiften zu wollen, warf er ins Gefängnis und mißhandelte ihn so, daß derselbe den freiwilligen Hungertod vorzog. Er hinterließ ein Gedicht: »Miroir de Phébus, des déduiz de la chasse, des bestes sauvaiges et des oyseaux de proye« (Poitiers 1560 u. Par. 1620), dessen sehr schwülstiger Stil (faire du oder donner dans le Phébus) sprichwörtlich geworden ist. Vgl. Madaune, Gaston Phébus. comte de F. (1864). Nach seinem Tode fiel die Grafschaft an König Karl VI., der sie einem Urenkel von Roger I., Matthieu F., Grafen von Castella, als Lehen gab; nach dessen Tode kam sie 1398 durch seine Schwester Isabelle an Archambaud de Grailly, der nun sich und seinen Nachkommen den Titel der Grafen von F. beilegte und 1412 starb. Dessen Sohn

4) Jean, Graf von F., wurde von König Karl VI. zum Generalkapitän von Languedoc, Auvergne und Guienne ernannt. Als Karl VII. den Thron bestiegen hatte, ernannte er den ihm früher verfeindeten Grafen auch zum Oberbefehlshaber des Heeres und verlieh ihm Bigorre. F. starb 4. Mai 1436. Vgl. Flourac, Jean I., comte de F. (Pau 1884).

5) Gaston IV., Graf von F., Sohn des vorigen, leistete dem König Karl VII. große Dienste im Kampf gegen die Engländer, ward 1455 von seinem Schwiegervater, Johann II. von Navarra, zu seinem Nachfolger, vom König von Frankreich zum Pair ernannt; starb 1472. Vgl. Leseur, Histoire de Gaston IV, comte de F. (Par. 1893–96, 2 Bde.).

6) Gaston, Graf von F., Herzog von Nemours, Enkel des vorigen, Sohn von Jean de F. und der Marie von Orléans, Schwester König Ludwigs XII., geb. 1489, gest. 11. April 1512, der letzte männliche Sproß von F., folgte 1512 dem Herzog von Longueville im Kommando der italienischen Armee, erwarb sich durch seine erfolgreiche Tapferkeit[744] den Beinamen »le foudre de l'Italie«, fiel aber in der siegreichen Schlacht bei Ravenna. Die Güter der Grafen von F. fielen an das königliche Haus von Navarra. Gastons Schwester Germaine de F. war in kinderloser Ehe mit dem spanischen König Ferdinand dem Katholischen verheiratet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 744-745.
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