[527] Gemäldekonservierung. Die Restaurierung alter Gemälde erfordert große Erfahrung und Übung, weil die Malweisen sehr verschieden sind, und darf, wenigstens in wichtigen Fällen, nur von einem erfahrenen Restaurator vorgenommen werden, der zunächst durch Versuche die angewandten Malmittel feststellt und danach die weitern Operationen einrichtet. Eingestaubte Ölgemälde reinigt man zunächst mit einem Federwedel und wischt dann mit einem feuchten weichen Seiden- oder Leinentuch nach. Bei fester haftendem Schmutz wendet man vorsichtig gute neutrale Seife an. Trüb gewordenen rissigen Harzfirnis regeneriert man nach Pettenkofer, indem man das Bild auf eine flache Kiste legt (Bildseite nach unten), deren Boden mit einem mit Alkohol getränkten Gewebe bedeckt ist. Die aufsteigenden Alkoholdämpfe quellen den Firnis auf, so daß sich seine Risse schließen. Diese Methode ist nicht anwendbar, wenn der Firnis mit Fett überzogen war, bei harten Kopalfirnissen und bei Bernsteinfirnis. Alter Ölfirnis wird nach Pettenkofer mit einer Mischung von Kopaivabalsam und Ammoniak, die wie eine milde Seife wirkt, abgewaschen Nach Entfernung der alten Firnisschicht wird das Bild mit neuem Firnisüberzug versehen. Muß wegen Zerfalls des Malgrundes (Leinwand, Holz) eines Bildes dieser durch einen neuen ersetzt werden (Rentoilieren), so werden auf die Vorderseite des Bildes seines Nesseltuch und mehrere Lagen Papier aufgekleistert. Nach dem Trocknen wird der Malgrund mit warmem Wasser befeuchtet, abgezogen oder abgeschabt und durch Neumaterial ersetzt. Ist dieses angetrocknet, so entfernt man Papier und Nesseltuch durch Anfeuchten von der andern Seite her. Die Reinigung von Temperagemälden darf nur mit Benzin, Terpentinalkohol oder Terpentinbenzin geschehen. Wandmalereien befreit man von Kalkübertünchungen, indem man sie mit altem Brot abreibt; sind sie mit Ölfarbe ausgeführt, kann man mit Wasser abspülen und selbst stark verdünnte Säure anwenden. Konservierung bewirkt man durch Wachs- oder Paraffinbenzinlösung. Soll bemalter Wandverputz von der Wand abgenommen werden, so wird ein Holzrahmen in eine um die Malerei ausgetiefte Furche eingelassen und mit Gips verschmiert. Darauf legt man einige Schichten Watte über die Malerei und schraubt über dieselbe einen Deckel an den Rahmen fest. Dann wird die Mauer von rückwärts her vorsichtig abgebrochen und auf die Rückseite des stückweise freigelegten Wandverputzes jedesmal flüssiger Gips aufgetragen. Ist das ganze Mauerstück durch eine Gipsschicht ersetzt, so läßt sich der Verputz in dem Rahmen transportieren. Dies Verfahren muß bei den mit Temperafarbe gemalten [527] Fresken angewendet werden, während bei Ölmalerei wie beim Retoulieren verfahren werden kann. Vgl. Pettenkofer, Über Ölfarbe und Konservierung der Gemäldegalerien durch das Regenerativverfahren (Braunschw. 1870); Ludwig, Die Technik der Ölmalerei (Leipz. 1893); Frimmel, Handbuch der Gemäldekunde (2. Aufl., das. 1904); Büttner Pfänner zu Thal, Handbuch über Erhaltung, Reinigung und Wiederherstellung der Gemälde (das. 1897); Bekanntmachung des preußischen Kultusministeriums vom 28. Dez. 1888.