[327] Griechische Münzen, in der antiken Numismatik Bezeichnung aller nichtrömischen Münzen. Sie zerfallen in Autonom- und Konigsmünzen, von selbständigen Staaten und Königen (nummi populorom, urbium, regum) und unter den römischen Kaisern geprägte (n. imperatorii), welch letztere neben dem Namen und Lokaltypus der Stadt meist das Bildnis des Kaisers, der Kaiserin oder der Prinzen (Caesares) tragen. In Sammlungen befolgt man das von Pellerin und Eckhel aufgestellte geographische, mit Hispania beginnende, mit Afrika endende System. Kunstgeschichtlich gewähren die griechischen Münzen, weit mehr als alle andern Überreste, ein ebenso vollständiges wie großartiges Bild der Entwickelung griechischer Plastik. Die ersten Anfänge der Prägung lassen sich chronologisch nicht feststellen. Man nimmt jedoch an, daß die Prägung von Münzen auf Ägina, den Inseln des Agäischen Meeres und in den griechischen Kolonien in Kleinasien ziemlich gleichzeitig um 600 v. Chr. oder vielleicht noch früher begonnen hat. Ein sicheres Datum ist die Zerstörung der Stadt Siris (580), von der uns eine mit der Stadt Buxentum gemeinschaftlich geprägte Münze bekannt ist, die also vor der Zerstörung geschlagen sein muß; die Münzen dieser italischen und andrer Städte Großgriechenlands aus der nächstfolgenden Zeit sind bereits sehr zierlich. Die ältesten griechischen Münzen (vgl. für das Folgende Tafel »Münzen I«) trugen nur auf der einen Seite ein Bild, auf der andern eine durch den Schlag des Hammers auf den Stempel entstandene viereckige Vertiefung (quadratum incusum, Fig. 1), die auch beibehalten wurde, als auch diese Seite ein Bild erhielt (Fig. 12; vgl. Münzwesen). Die Typen der ältesten griechischen Münzen sind mei st dem Pflanzen- und Tierreich entnommen, welche die Stadt oder das Land bezeichneten, z. B. eine Meerschildkröte Ägina (Fig. 1), eine Biene Ephesos, ein Apfel Melos, die Silphiumpflanze Kyrene in Afrika, der Pegasus Korinth. Erst später erhielten die Münzen außer einer Aufschrift die Gestalt oder den Kopf einer Gottheit, die oft berühmte Bildwerke (Athene Parthenos, olympischer Zeus des Pheidias) wiedergaben (Fig. 29 u. 12). In Syrakus und Gela geprägte Bierdrachmenstücke altertümlichen Stiles (um 500, Fig. 12 u. 13) sind schon von seiner Arbeit, während Münzen Alexanders I. von Mazedonien (498454) einen fast vollendeten, kraftvollen Stil zeigen Die schönsten Werke des großen, meist noch ein wenig altertümlichen Stiles stammen aus der Zeit des Peloponnesischen Krieges, so die vorzüglichen Silberstücke von Änos (Fig. 5) und Thasos in Thrakien, Akanthos in Mazedonien und der sizilischen Städte Syrakus, Naxos u. a. Um 400390 erreicht in Sizilien und Unteritalien die Kunst ihren Höhepunkt in den Meisterwerken der Stempelschneider Kimon und Euänetos (Gold und Silber; Kupfer ist in jener Zeit selten; Fig. 4). Auch die herrlichen Silbermünzen von Elis (Fig. 6) gehören in diese Zeit; wenige Jahrzehnte jünger sind die berühmten Silbermünzen von Amphipolis in Mazedonien (Fig. 10), die der Opuntier, Arkadier, von Pheneos und Stymphalos, letztere drei aus Epameinondas' Zeit. Philipps II. (360336) Münzen (Fig. 6) sind oft noch schön, die Alexanders d. Gr. aber meist von mittelmäßiger Handwerksarbeit (Fig. 10). Auf den Münzen der Diadochen finden sich schöne Köpfe, besonders gut sind die des letzten mozedonischen Königs, Perseus, und einige der baktrischen (s. Tafel »Münzen II«, Fig. 13) und pontischen Könige. Mit Augustus hören die Autonommünzen allmählich auf, künstlerische Erzeugnisse der Prägekunst werden seltener. Erwähnenswert sind die schönen Köpfe des Antinoos auf griechischen Kupfermünzen aus Hadrians Zeit. Die spätesten griechischen Münzen sind die erst unter Konstantin d. Gr. aufhörenden der bosporanischen Könige und die in Alexandria geprägten Kaisermünzen, die unter Diokletian[327] enden. Die gangbarsten Münzen des Altertums waren die Goldstateren Philipps II. von Mazedonien (Tafel I, Fig. 3), die der persischen Könige (Dariken, Tafel II, Fig. 11), das athenische Vierdrachmenstück (= 3,14 Mk., Tafel I, Fig. 2), das korinthische Zweidrachmenstück u. a. Vgl. Literatur bei Artikel »Numismatik«.
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