[708] Hämosporidĭen (hierzu Tafel »Hämosporidien«), Blutparasiten aus der Abteilung der Sporozoen (s. Sporozoa), von sehr geringer Größe, leben zumeist in den roten, seltener in den farblosen Blutkörperchen der Wirbeltiere. Sie wurden zuerst als Blutwürmchen aus dem Blute der Kaltblüter, besonders auch des Frosches, bekannt, in dessen Blutkörpern und Blutflüssigkeit sie sich als gregarinenähnliche farblose Gebilde häufig vorfinden, so die Gattung Lankesterella. Ähnliche Parasiten, z. B. die Gattung Haemogregarina, kommen im Blute der Reptilien (Eidechsen, Schlangen, Krokodile und Schildkröten) vor. Anfangs sehr klein, wachsen sie allmählich heran, bis sie einen großen Teil und am Ende fast das ganze Blutkörperchen erfüllen (Fig. 15), von dessen Substanz sie sich ernährten. Hat der Parasit diese bedeutende Größe erlangt, so zerfällt er in eine Anzahl von Sporen (Fig. 57), das Blutkörperchen platzt, die Sporen gelangen in die Blutflüssigkeit und infizieren neue Blutzellen. Ähnliche Parasiten leben auch im Blute der Warmblüter (Fig. 8, 9, 1117), und von ihnen hat man den ganzen Lebensgang und ihre Fortpflanzung genauer kennen gelernt, von der man jetzt weiß, daß sie, wie bei den Coccidien (s. Sporozoa), auf einem Generationswechsel beruht. Außer den Formen, die den im Reptilienblut vorkommenden Parasiten sehr ähnlich sind (Haemoproteus, Halteridium; Fig. 8 u. 9), fand man im Blut von Tauben, Finken, Sperlingen, Raben, Raubvögeln u. a. rundliche Formen mit langen, geißelförmigen Fortsätzen (Fig. 10), welch letztere sich von der rundlichen Zelle ablösen und spirillenartig frei im Blut sich bewegen konnten. Versuche mit Vögeln, die diese Blutparasiten enthalten, zeigten, daß es sich um die Geschlechtsgeneration, und zwar um die männlichen Geschlechtstiere oder Mikrogameten handelt. Im Darmkanal von Mücken, die das parasitenhaltige Blut der Vögel gesogen hatten, vereinigen sich die langen, geißelförmigen Mikrogameten mit größern runden Zellen, Makrogameten, die gleichzeitig im Vogelblut vorhanden waren und von der Mücke beim Saugen aufgenommen wurden. Der weitere Fortpflanzungs- und Entwickelungsgang der Blutparasiten soll an den ebenfalls zu den H. gehörigen Malariaparasiten des Menschen dargestellt werden. Das Plasmodium malariae (auch als Haemamoeba malariae bezeichnet), der Blutparasit der menschlichen Malaria, ist von unregelmäßigerer Gestalt als die bisher genannten H. und mehr amöboïd gestaltet. Anfangs nur klein, kann es allmählich zur Größe des Blutkörperchens heranwachsen und zerfällt schließlich in Sporen (Fig. 1418 und 2226), die sich im Blut verstreuen und neue Blutkörperchen infizieren (Fig. 1921). Nun finden sich bei der menschlichen Malaria wie bei den Vögeln jene scheinbar geißeltragenden Formen (Mikrogametenkolonien, Fig. 30) und Makrogameten (die sogen. Halbmonde und Sphären, Fig. 2729), die sich ebenfalls im Darm von Mücken als geschlechtliche Generation beim Befruchtungsakt vereinigen, wenn die Mücken beim Saugen Blut von Malariakranken in sich aufnahmen. Der befruchtete Makrogamet, die Oocyste, bleibt nicht in der Magenflüssigkeit der Mücke, sondern bohrt sich in die Darmwand ein und wächst hier bedeutend (Fig. 3133). Ihr Inhalt zerfällt später in eine sehr große Anzahl (wohl an 10,000) langer, schlanker Sporozoïten (Fig. 34), die beim endlichen Platzen der Oocyste in die Leibeshöhle der Mücke und mit der Blutflüssigkeit in deren Speicheldrüsen gelangen, wo sie sich in Menge ansammeln. Sticht eine solche Mücke, die in ihrem Speichel eine Unmenge von Sporozoïten enthält (Fig. 35), einen Menschen, so gelangen die Sporozoïten mit dem [708] Speichel in die Wunde, und das Blut ist infiziert. Die Sporozoïten dringen in die Blutkörperchen ein und werden zu den amöboïden Parasiten (Fig. 13 u. 14), die zu den Plasmodien heranwachsen (Fig. 1517). Diese zerfallen in Sporen, die wiederum in Blutkörperchen eindringen (Fig. 1821), und andre Plasmodien liefern später wieder eine neue Geschlechtsgeneration, womit also der Generationszyklus geschlossen ist, bez. wieder von neuem beginnt. Nicht jede Mücke kann Träger der Malariaparasiten sein, sondern es sind besonders Arten der Gattung Anopheles, namentlich A. claviger, für welche dies gilt. Bezüglich der verschiedenen Arten von Parasiten, die bei der menschlichen Malaria vorkommen und verschiedene Fieberzustände verursachen, sowie bezüglich der Schädigungen des Körpers, die durch die H. hervorgerufen werden, s. Malaria. Ähnliche Parasiten wie diejenigen der menschlichen Malaria finden sich auch im Blut verschiedener Säugetiere, z. B. bei den Affen. Sehr gefährlich scheinen die Blutparasiten der Rinder zu werden, welche deren Hämoglobinurie hervorrufen und zuerst bei dem sogen. Texasfieber aufgefunden, später aber auch in verschiedenen Gegenden Europas (Italien, Türkei, Rumänien, Finnland) als sogen. Rindermalaria sowie in andern Kontinenten (Afrika, Australien, Südamerika) unter verschiedenen Namen beschrieben wurden. Es handelt sich hier um sehr kleine, birnförmige, oft zu zweien in den Blutkörperchen auftretende Parasiten (Piroplasma bigeminum, Fig. 11 u. 12). Ihr Entwickelungsgang ist noch wenig bekannt, doch weiß man, daß sie nicht durch Insekten wie die Blutparasiten der Vögel und des Menschen, sondern durch Zecken, speziell Boophilus bovis, übertragen werden. Es scheint, daß auch die sogen. Pferdesterbe (horse sickness) von Südafrika durch H. hervorgerufen wird. Vgl. B. Danilewsky, La parasitologie comparée du sang (Charkow 1889, 2 Tle.); v. Wasielewski, Sporozoenkunde (Jena 1896); F. Doflein, Die Protozoen als Parasiten und Krankheitserreger (das. 1901); A. Celli, Die Malaria nach den neuesten Forschungen (Wien 1900); B. Grassi, Die Malaria (2. Aufl., Jena 1901); F. Schaudinn, Plasmodium vivax, der Erreger des Tertianfiebers beim Menschen (Arbeiten des kaiserlichen Gesundheitsamtes, Bd. 19, 1902); H. Kossel und Weber, Über die Hämoglobinurie der Rinder in Finnland (ebenda, Bd. 17, 1900).