[777] Sporozōa (hierzu Tafel »Sporozoen«), eine Abteilung der Protozoen, ausgezeichnet durch die Erzeugung von Sporen als Fortpflanzungskörper, durch das Zurücktreten oder Fehlen der Bewegungsorgane im ausgebildeten Zustand und die parasitische Lebensweise. Man teilt sie ein in 1) Gregarinidae, 2) Coccidiae, 3) Sarkosporidiae, 4) Myxosporidiae und 5) Haemosporidiae. 1) Die Gregarinen schmarotzen im Darm und in andern Organen wirbelloser Tiere (Würmer, Krebse, Insekten u. a.). Von gestreckter Körpergestalt (Fig. 1 a und b) sind sie mit bloßem Auge meist noch sichtbar. Häufig setzt sich das vordere Körperende durch eine Scheidewand als Protomerit vom übrigen Körper ab, dem Demomerit, das den Zellkern enthält, und als Epimerit kann noch ein Befestigungsapparat am Protomerit hinzukommen (s. Tafel »Sporozoen«, Fig. 2 u. 3). Die Bewegung ist zumeist ein langsames Fortgleiten, die Ernährung erfolgt durch die Körperoberfläche aus den Säften des Wirtskörpers, da ein Mund fehlt. Vielfach legen sich zwei und mehrere Gregarinen aneinander (Fig. 46); dies geschieht auch zum Zweck der Fortpflanzung, worauf sich die vereinigten Tiere mit einer Cyste umgeben (Fig. 6) und in Fortpflanzungskörper von Ei und Spermatozoidenform zerfallen (Fig. 7), die miteinander kopulieren (Fig. 810) und die sogen. Pseudonavicellen bilden (Fig. 1113). Diese werden durch Platzen der Cyste frei und gelangen nach außen; in ihnen entsteht eine Anzahl von Sporen, aus denen später nach der Einwanderung in ein neues Wirtstier, bez. in dessen Organe und Zellen wieder eine junge Gregarine hervorgeht. Am bekanntesten sind die Gregarinen aus dem Darm des Mehlwurms, Clepsidrina polymorpha, und aus den Samenblasen des Regenwurms, Monocystis agilis (Fig. 14). 2) Die Coccidien sind von ovaler Form, können sich innerhalb des Wirtskörpers und außerhalb desselben vermehren (endogene und exogene Sporulation; Fig. 20, 1419); sie leben als Zellparasiten in Darm, Leber, Niere und andern Organen bei wirbellosen Tieren (Glieder-, Weichtieren u. a.), aber auch in Wirbeltieren; so das Coccidium oviforme in Darm und Leber des Kaninchens, wo es starke Verheerungen anrichtet und häufig zum Tode der Tiere führt; es findet sich gelegentlich auch in der Leber des Menschen. Von den Coccidien ist neuerdings eine Art geschlechtlicher Fortpflanzung (Kopulation einer großen eiförmigen mit einer kleinen begeißelten Zelle) bekannt geworden, ein Befruchtungsakt wie bei den Hämosporidien (s. d.), vergleichbar dem der mehrzelligen Tiere. Ihm folgt eine Bildung von Sporen (Sporogonie), wechselt mit einer ungeschlechtlichen, ebenfalls durch Sporenbildung erfolgenden Fortpflanzung (Schizogonie) ab, so daß die Coccidien einen Generationswechsel zeigen wie die Hämosporidien (s. d.). 3) Die Sarkosporidien (Mieschersche oder Raineysche Schläuche) in den Muskeln der Wirbel-, besonders auch der Säugetiere (Sarcocystis, Fig. 2123) erreichen unter Umständen eine Länge von mehreren Zentimetern und sind mit ungeheuern Mengen von Sporen erfüllt (Fig. 2325); die mit ihnen behafteten Schafe, Schweine, Pferde u. a. erscheinen gesund, doch können sie wohl durch bedeutende Überhandnahme der Parasiten geschädigt werden. 4) Auch die Myxosporidien (Psorospermienschläuche) erreichen eine recht bedeutende Größe (Chloromyxum und Leptotheca, Fig. 26 u. 27), sie besitzen eine amöboide Gestalt und bringen in ihrem Innern Sporoblasten hervor, wenn sie noch aktive Bewegungen ausführen; ihre Fortpflanzungskörper (Fig. 2830) zeigen einen komplizierten Bau, da sie zwei Kapseln mit spiralig aufgerollten und ausstülpbaren Fäden besitzen, die ihnen zur Befestigung im Wirtskörper dienen. Die Myxosporidien finden sich an der Haut, den Kiemen, Muskeln und Eingeweiden besonders der Fische (Fig. 31, 32), bei denen sie schwere Erkrankungen (z. B. die Pockenkrankheit der Karpfen und die sogen. Barbenseuche etc.) hervorbringen, aber auch bei Wirbellosen. Von den Myxosporidien trennt man ab die Mikrosporidien, vor allem bekannt durch Glugea bombycis, welche die verheerende Pebrinekrankheit der Seidenraupen hervorruft. 5) Die Hämosporidien sind sehr kleine, innerhalb der Blutkörperchen der Wirbeltiere (Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere) lebende Formen, die sich durch Sporen und eine Geschlechtsgeneration fortpflanzen, zu ihnen gehören die Parasiten der Malaria (s. d. und Hämosporidien). Vgl. v. Wasielewski, Sporozoenkunde (Jena 1896); G. Schneidemühl, Die Protozoen als Krankheitserreger (Leipz. 1898); F. Doflein, Die Protozoen als Parasiten etc. (Jena 1901); A. Labbé, Sporozoa (»Das Tierreich«, Lief. 5, Berl. 1899); Schaudinn, Der Generationswechsel bei den Coccidien (»Zoologische Jahrbücher«, 13. Bd., Jena 1900).