Hummel [3]

[636] Hummel, 1) Johann Erdmann, Maler, geb. 1769 in Kassel, gest. 26. Aug. 1852 in Berlin, war Zögling der Akademie seiner Vaterstadt, ging 1792 nach Italien und neigte sich mit Vorliebe landschaftlichen Darstellungen zu. 1809 zurückgekehrt, ward er Professor der Architektur, Perspektive und Optik an der Akademie in Berlin. H. hat sich als Künstler und Lehrer gleich große Verdienste erworben. Seine geschichtlichen Gemälde, Bildnisse, Genrebilder, Landschaften und Architekturstücke sind namentlich in der Perspektive und Farbengebung vortrefflich. Er schrieb:[636] »Die freie Perspektive« (2. Aufl., Berl. 1833–42, 2 Tle.); »Geometrisch-praktische Konstruktion der Schatten« (das. 1830).

2) Johann Nepomuk, Klavierspieler und Komponist, geb. 14. Nov. 1778 in Preßburg, gest. 17. Okt. 1837 in Weimar, erhielt seine Ausbildung in Wien, wohin seine Familie bald darauf übergesiedelt war, durch Mozart, vervollkommte sich später, nachdem er von 1788–415 mit Erfolg in Deutschland, England etc. konzertiert hatte, unter Albrechtsbergers und Salieris Leitung in der Komposition und war 1804–11 Kapellmeister des Fürsten Esterhazy (bis 1811 in Vertretung des altersschwachen Haydn). 1816 wurde er als Kapellmeister nach Stuttgart und 1820 in gleicher Eigenschaft nach Weimar berufen, wo er starb, nachdem er noch auf zahlreichen Kunstreisen durch sein Spiel, seine Kompositionen und namentlich auch durch seine Improvisationen ganz Europa entzückt hatte. 1887 wurde ihm in seiner Vaterstadt ein Denkmal (von Tilgner), 1895 ein zweites in Weimar (von Pönninger) errichtet. Von seinen zahlreichen Kompositionen jeglicher Gattung (darunter 4Opern, 5 Ballette, 3 Messen und andre Kirchenwerke, zahlreiche Kammermusikwerke und eine Menge Klaviermusik) haben besonders die beiden Konzerte in H moll und A moll, die Sonate in Fis moll und sein Septuor in D moll (Op. 74) als Meisterwerke dauernden Wert behalten. Die von ihm 1829 herausgegebene große Pianoforteschule vermochte bei dem Anbrechen der romantischen Richtung nicht mehr durchzudringen.

3) Karl, Maler, Sohn des vorigen, geb. 31. Aug. 1821 in Weimar, studierte bis 1841 bei Preller, mit dem er auch Studienreisen nach England, Norwegen, Rügen und später nach Tirol machte, verweilte 1842 bis 1846 in Italien und Sizilien und ließ sich dann in Weimar nieder, wo er Professor wurde. Seine (Öl- und Aquarell-) Bilder, deren Motive meist den Tiroler und italienischen Alpen entnommen sind, zeichnen sich durch seines Naturgefühl und romantisch-poetische Auffassung aus. Die Museen von Leipzig und Stuttgart besitzen Bilder von ihm, andre sind in Berlin, Meiningen, Petersburg etc. Im Schloß zu Weimar befindet sich das Bild: die Gärten der Armida (1861).

4) Ferdinand, Komponist, geb. 6. Sept. 1855 in Berlin, spielte bereits mit sieben Jahren die Harfe mit solcher Fertigkeit, daß er mit seinem Vater Konzertreisen durch Europa unternehmen konnte, und begann dann geregelte Kompositionsstudien, zunächst 1868–71 an Kullaks Akademie und von da bis 1875 an der königlichen Hochschule für Musik und der Kompositionsschule der Akademie. H. ist königlicher Musikdirektor am Berliner Schauspielhaus. Er hat Werke fast aller Gattungen in großer Zahl veröffentlicht, darunter die Opern »Mara« (Berlin 1893), »Angla« (daselbst 1894), »Ein treuer Schelm« (Prag 1894), »Assarpaï« (Gotha 1898), »Sophie von Brabant« (Darmstadt 1899) und »Die Beichte« (Berlin 1900), ein großes Chorwerk »Kolumbus«, die Märchendichtungen für dreistimmigen Frauenchor und Solo: »Rumpelstilzchen«, »Frau Holle«, »Hänsel und Gretel«, »Die Meerkönigin«, »Die Najade«, ein Klavierkonzert, Chorballaden »Jung Olaf« und »Der neue Herr Olaf«, viele Kammermusikwerke, Klaviersachen, Lieder etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 636-637.
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