Lippi

[596] Lippi, 1) Fra Filippo, ital. Maler, geb. um 1406 in Florenz, gest. 9. Okt. 1469 in Spoleto, trat mit 15 Jahren in das Karmeliterkloster zu Florenz und bildete sich nach Masaccio, später aber auch unter dem Einfluß des Masolino und des Angelico da Fiesole. Seit 1431 war er auch außerhalb seines Klosters tätig, und 1456 wurde er Prior des Nonnenklosters Santa Margherita in Prato, wo er die Nonne Lucrezia Buti verführte, die er später in sein Haus nahm. Sie wurden zwar gezwungen, wieder in das Kloster einzutreten, aber auf die Fürsprache von Lippis Beschützer Cosmo de' Medici entband Papst Pius II beide ihrer Gelübde, so daß sie eine rechtmäßige Ehe eingehen konnten. L. verband gewissermaßen die Richtung des Fiesole auf das Seelenvolle mit der des Masaccio, der auf kräftige historische Schilderung, energische Modellierung und freie Schönheit der Komposition ausging. Die Chorkapelle des Doms in Prato enthält sein Hauptwerk: Fresken aus der Geschichte des heil. Stephan, Johannes des Täufers etc., die florentinische Akademie mehrere Altargemälde. Seine letzten Fresken sind die in der Tribüne des Doms in Spoleto, bei denen Fra Diamante sein Gehilfe war. L. malte die Verkündigung, die Anbetung der Hirten, den Tod und die Krönung der Maria. Das Museum in Berlin besitzt von L. eine Madonna, Maria in einer freundlichen Waldlandschaft das in Blumen liegende Kind anbetend, Maria als Mutter der Gnaden und unter ihrem weit ausgebreiteten Mantel eine Menge knieend Anbetender; die Pinakothek in München die Verkündigung Mariä in einem Prachtgebäude mit der Aussicht auf einen Garten und Maria mit dem Kind auf dem Schoß; die Galerie des Laterans in Rom eine Krönung Mariä, das Louvre in Paris die Madonna mit dem Kinde zwischen zwei Äbten und vielen Engeln; die Uffizien in Florenz eine Madonna mit dem Kind und zwei Engeln. Vgl. Strutt, Fra Filippo L. (Lond. 1901); Supino, Fra Filippo L. (Flor. 1902).

2) Filippino, Sohn des vorigen und der Lucrezia Buti, geb. 1457 oder 1458 in Prato, gest. 18. April 1504 in Florenz, war Schüler des Fra Diamante[596] und bildete sich auch nach den Werken seines Vaters und des Sandro Botticelli. Unter seinen Wandmalereien, die einen bedeutenden Fortschritt gegen seine Vorgänger bezeichnen, sind die Fresken aus der Geschichte des Petrus und Paulus in der Brancaccikapelle zu Florenz, die Ausschmückung der Kapelle Carassa in Santa Maria sopra Minerva zu Rom (1488–93) mit Darstellungen aus der Geschichte des Thomas von Aquino und die Fresken aus der Legende der Apostel Johannes und Philippus in der Kapelle Strozzi in Santa Maria Novella zu Florenz (1502 vollendet) seine Hauptwerke. Von seinen Tafelbildern sind die hervorragendsten: die Vision des heil. Bernhard (Florenz, Badia), die thronende Madonna zwischen vier Heiligen und die Anbetung der Könige von 1496 (Florenz, Uffizien), Christus am Kreuze zwischen Maria und Franziskus (Berlin, Museum), Joachim und Anna an der Goldenen Pforte (Kopenhagen, Galerie) und die Vermählung der heil. Katharina (Bologna, San Domenico).

3) Lorenzo, ital. Dichter und Maler, geb. 1606 in Florenz, gest. daselbst 1664, besonders durch ein unter dem Anagramm Perlone Zipoli herausgegebenes komisches Epos: »Il Malmantile racquistato« (Flor. 1676; mit Kommentar von P. Minucci, das. 1688 u. ö., von Biscioni, das. 1731 und 1750, 2 Bde., und von Carlieri, das. 1788; Prato 1815 und Flor. 1861), bekannt, das mit köstlichem Humor in leicht fließenden Versen geschrieben ist. Die Sprache ist aber voll florentinischer Idiotismen und ohne Kommentar schwer verständlich. Als Maler folgte L. der Manier des Santi di Tito. Besonders sind ein Christus am Kreuz (Uffizien), der Triumph Davids und Christus und die Samariterin (Wien, kaiserliche Galerie) geschätzt. Die Lebensbeschreibung von F. Baldinucci ist in der Ausgabe Florenz 1861 neu abgedruckt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 596-597.
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