[210] Müffling, Karl, Freiherr von, mit dem Familiennamen Weiß, preuß. Generalfeldmarschall, geb. 12. Juni 1775 in Halle, gest. 16. Jan. 1851 in Erfurt, trat 1787 ins Heer, ging 1790 mit nach Schlesien und 179294 nach Frankreich. Von 17971802 bei der trigonometrischen Vermessung Westfalens für die Lecoqsche Karte, sodann 1803 als Oberleutnant[210] bei der Gradmessung in Thüringen beschäftigt, trat er 1805 als Hauptmann in den Generalstab, stand 1806 bei dem Korps des Herzogs von Weimar, schloß sich nach der Katastrophe von Jena Blücher an und erhielt nach dem Treffen bei Lübeck den Auftrag, die Kapitulation von Rattkau abzuschließen. 1808 als Mitglied des sogen. geheimen Konseils in weimarische Dienste getreten, 1813 aber wieder in das preußische Heer aufgenommen, kam er als Oberstleutnant zum Generalstab Blüchers und ward nach dem Gefecht bei Hainau in Schlesien, zu dem er die Disposition entworfen, Oberst. Nach dem Ende des Waffenstillstands Generalquartiermeister bei der schlesischen Armee, wurde er nach der Schlacht bei Leipzig Generalmajor und nach Abschluß des ersten Pariser Friedens Chef des Generalstabs der am Rhein zurückgebliebenen Armee. 1815 der britischen Armee unter Wellington zugeteilt, nach der zweiten Einnahme von Paris zum Gouverneur der Stadt ernannt, blieb er 1816 als Bevollmächtigter Preußens im Hauptquartier des Herzogs von Wellington; hier verband er sich mit französischen Offizieren und Gelehrten zu einer Gradmessung zwischen Dünkirchen und dem Seeberg. 1818 wohnte er dem Kongreß in Aachen bei, wurde 1820 Chef des Generalstabs der preußischen Armee und erhielt als Generalleutnant 1829 eine Mission nach Konstantinopel, um die Pforte für den Frieden mit Rußland geneigt zu machen, wurde im März 1832 Kommandeur des 7. Armeekorps, 1837 Gouverneur von Berlin und 1841 Präsident im Staatsrat. 1847 erhielt er die erbetene Entlassung mit dem Titel eines Generalfeldmarschalls und als Geschenk die Domäne Wandersleben und ließ sich hierauf in Erfurt nieder. Seine namhaftesten Schriften, die unter der Chiffer C. v. W. erschienen, sind: »Operationsplan der preußisch-sächsischen Armee 1806« (Weim. 1806); »Marginalien zu den Grundsätzen der höhern Kriegskunst für die österreichischen Generäle« (das. 1808, 2. Aufl. 1810); »Die preußisch-russische Kampagne im Jahr 1813« (Bresl. 1813; 2. Aufl., Leipz. 1815); »Geschichte des Feldzugs der englisch-hannöversch-niederländischen und braunschweigischen Armee unter dem Herzog von Wellington und der preußischen unter dem Fürsten Blücher im Jahr 1815« (Stuttg. 1815); »Beiträge zur Kriegsgeschichte der Jahre 1813 und 1814; die Feldzüge der schlesischen Armee« (Berl. 1824, 2 Bde.); »Betrachtungen über die großen Operationen und Schlachten etc.« (das. 1825); »Napoleons Strategie im Jahr 1813« (das. 1827). Die nachgelassene Schrift »Aus meinem Leben« (Berl. 1851, 2. Aufl. 1855) gab sein Sohn heraus; dieselbe enthält interessante Schilderungen über die Vorgänge im Blücherschen Hauptquartier 181314, ist indes nicht durchaus zuverlässig, da des Verfassers Eitelkeit und sein Haß gegen Gneisenau die Wahrheit verdunkeln. Eine herbe Kritik erfuhren Müfflings Memoiren durch Th. v. Bernhardi (»Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Generals v. Toll«, Bd. 4).