Meteore

[695] Meteore, die hellen Lichtpunkte, die plötzlich am Himmel aufleuchten, während weniger Sekunden eine meist geradlinige, mehr oder minder lange Bahn beschreiben und dann erlöschen, öfters einen leuchtenden, kometenartigen Schweif hinterlassend. Manche M. (Feuerkugeln, Bolide, M. im engern Sinn) erreichen zuweilen eine bedeutende Helligkeit und werden auch bei Tage sichtbar, sie explodieren meist unter Funkensprühen und donnerartigem Geräusch und lassen steinartige Massen (Meteorite) herabfallen. Die schwächern M., die in jeder Nacht, oft zahlreich meist in Schwärmen sichtbar werden und bei denen die Explosionserscheinungen fehlen, sind die Sternschnuppen. Nach einer Zusammenstellung von Bornitz sind von 1600–1888 im ganzen 4146 Feuerkugeln beobachtet worden. Am zahlreichsten sind sie, wie die Sternschnuppen, im August und November. Ihre Helligkeit ist bisweilen außerordentlich groß. Die Feuerkugel vom 3. Dez. 1861 verbreitete in 10 Meilen Entfernung einen Glanz, der den des Vollmondes übertraf. Unter 412 Meteoren fand J. Schmidt 344 weiße, 11 gelbe, 23 rote und 34 grüne. Über die wahre Größe der M. haben sich bisher nur sehr ungenaue Feststellungen machen lassen. v. Nießl hat für mehrere neuere M. von 1887 bis 1892 Durchmesser von 100–1000 m berechnet, dagegen hat Halley für das Meteor vom 19. März 1718 einen Durchmesser von 8000 Fuß abgeleitet. Das plötzliche Auftreten und rasche Verschwinden der M. verhindert in hohem Grad ihre genaue Beobachtung durch Fernrohre; nur zufällig hat man bisher die eine oder andre Erscheinung dieser Art teleskopisch betrachten können, wobei sich mehrere kleinere Körper in einer allgemeinen Dunsthülle zeigten. Für das bloße Auge verschwindet der Schweif sehr rasch, im Fernrohr kann man ihn länger verfolgen und nimmt dabei merkwürdige Gestaltveränderungen wahr. Das Meteor, das dem großen Meteoritenfall von Hradschina vorausging, hinterließ einen zickzackförmigen Schweif, der 31/2 Stunden am Himmel sichtbar blieb. Die Höhe, in der M. zuerst sichtbar werden, beträgt stets über 1 Meile. Das Meteor vom 3. Dez. 1861 stand beim Aufleuchten 28 Meilen über der Erde, dasjenige vom 4. März 1863: 181 Meilen; das erstere senkte sich und explodierte in 12 Meilen Höhe, letzteres in 3,5 Meilen. Das furchtbare Getöse, das die Explosion einzelner M. begleitete, wurde noch in meilenweiter Entfernung vernommen. Die M. sind kosmische Körper, die aus dem Himmelsraum in die Nähe der Erde gelangen und durch den Widerstand, den ihnen die Luft entgegensetzt, in heftigstes Glühen geraten. Sich ablösende Teilchen bilden den leuchtenden Schweif, und die Explosion wird wahrscheinlich durch Gase verursacht, die sich bei der hohen Temperatur im Innern der M. entwickeln. Das Spektrum der M. ist bisher nur einmal, 18. Juni 1897, auf der Harvard-Sternwarte zu Arequipa in Peru photographisch bestimmt worden. Es bestand aus sechs hellen Linien, deren Intensität längs der Bahn des Meteors wechselte. Die Wellenlängen dieser Linien waren 395,4, 412,1, 419,5, 434,4, 463,6 und 485,7 μμ; am hellsten waren die beiden ersten Linien. Die 1., 2., 4. und 6. dieser Linien sind nun sehr wahrscheinlich mit den Wasserstofflinien Ηε, Ηδ, Ηγ und Ηβ identisch. Die meisten M. haben eine heliozentrische Geschwindigkeit,[695] welche die parabolische (42 km in der Sekunde) wesentlich übertrifft, woraus folgt, daß die meisten M. in hyperbolischen Bahnen sich bewegen. Ein Zusammenhang mit Kometen ist hiernach ausgeschlossen, da diese sich nur in Ellipsen und Parabeln bewegen, und die wenigen hyperbolischen Kometenbahnen wohl nur auf Planetenstörungen zurückzuführen sind.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 695-696.
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