[141] Morf, 1) Heinrich, Pädagog, geb. 6. Sept. 1818 in Breite (Kanton Zürich), gest. 28. Febr. 1899 in Winterthur, besuchte das Lehrerseminar in Küßnacht und die Akademie in Lausanne, war 183750 Lehrer an zürcherischen Sekundärschulen, bis 1852 Seminarlehrer in Kreuzlingen, bis 1860 Seminardirektor in Münchenbuchsee (Bern), seit 1861 Vorsteher des bürgerlichen Waisenhauses und Lehrer am Lehrerinnenseminar in Winterthur. 1890 ernannte ihn die philosophische [141] Fakultät in Zürich ehrenhalber zum Doktor. Er schrieb: »Zur Biographie Pestalozzis« (Winterthur 186889, 4 Tle., sein Hauptwerk); »Der Sprachunterricht in der Volksschule« (Bern 1857), kleinere Arbeiten über John Milton, Chamisso, Friedrich Fröbel, Karoline Rudolphi, Betty Gleim, Johann Jakob Wehrli; »Pestalozzi als Begründer unsrer Armenerziehungsanstalten« (Bielef. 1895); »32 Jahre aus dem Leben eines Waisenvaters« (autobiographisch, das. 1895) u.a. Vgl. Walter, Dr. Heinrich M. (Winterthur 190405, 2 Tle.).
2) Heinrich, roman. Philolog, Sohn des vorigen, geb. 23. Okt. 1854 in Münchenbuchsee, studierte in Zürich und Straßburg und sodann mit besonders nachhaltigem Erfolg in Paris unter Gaston Paris, wurde 1879 außerordentlicher, 1882 ordentlicher Professor der romanischen Philologie an der Universität Bern, 1889 an der Universität Zürich und siedelte 1901 als Professor und erster Rektor der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften nach Frankfurt a. M. über. Obwohl auch als Sprachforscher tüchtig, hat M. doch seine Kraft hauptsächlich der neuern französischen Literaturgeschichte zugewandt. Er schrieb: »Die Wortstellung im altfranzösischen Rolandslied« (Straßb. 1877); das »Poema de José« (Leipz. 1883, Faksimiledruck des in arabischer Schrift ausgezeichneten spanischen Textes); »Geschichte der neuern französischen Literatur« (Straßb. 1898, Bd. 1); »Deutsche und Romanen in der Schweiz« (Zür. 1901). Seine zerstreuten Aufsätze sind gesammelt u. d. T.: »Aus Dichtung und Sprache der Romanen« (Straßb. 1903). Ferner gab er die fünfte Auflage von Hettners »Geschichte der französischen Literatur im 18. Jahrhundert« (Braunschw. 1894) heraus.