Naumburg [1]

[466] Naumburg (N.-Zeitz), früher selbständiges, später zu Kursachsen gehöriges Hochstift im obersächsischen Kreis, in zwei getrennten Teilen an der Saale und an der Elster gelegen, im ganzen 500 qkm (9 QM.) groß mit 40,000 Einw., zerfiel in die Ämter N., Zeitz und Hainsburg. Das Wappen war: Degen und Schlüssel, kreuzweise übereinander gelegt, im roten Felde. Das von Kaiser Otto I. 968 gestiftete Bistum zu Zeitz wurde wegen der fortwährenden Beunruhigungen durch die Böhmen und Wenden 1029 nach N. verlegt, während in Zeitz nur ein Kollegiatstift blieb. Der Bischof war Suffragan von Magdeburg und Reichsfürst; sein Sprengel erstreckte sich im W. bis zur Saale, im Norden bis Weißenfels, im O. bis zur Weißen Elster und Zwickauer Mulde, im S. bis zum Fichtelgebirge. 1542 setzte Johann Friedrich der Großmütige Nikolaus von Amsdorf als lutherischen Bi schof in N. ein; allein das Domkapitel wählte den katholischen Domherrn Julius Pflug als Gegenbischof, der nach Amsdorfs Vertreibung (1546) als der letzte Bischof zu N. bis zu seinem Tode (1564) regierte. Darauf wurde das Stift lutherisch. Kraft Vertrags ging das Stiftsregiment an den Kurfürsten August I. von Sachsen als Administrator über, das Domkapitel blieb bestehen. Als Herzog Moritz 1650 die Zeitzer Nebenlinie des Kurhauses Sachsen (s. d.) stiftete, erhielt er die Stifter N. und Zeitz. Sein Sohn Moritz Wilhelm ward 1717 katholisch, das evangelische Domkapitel[466] erklärte das Hochstift für erledigt und wollte einen neuen Bischof wählen. August der Starke nahm es aber mit bewaffneter Hand in Besitz und einigte sich mit Moritz Wilhelm, der 1718 wieder lutherisch wurde und unmittelbar darauf starb. Nun kam das Stift wieder an das Kurhaus Sachsen. Am 18. Mai 1815 wurde es an Preußen abgetreten und bildet einen Teil des Regierungsbezirks Merseburg; das Domkapitel aber besteht noch. Vgl. Philipp, Geschichte des Stifts N. und Zeitz (Zeitz 1800); Lepsius, Über das Altertum und die Stifter des Doms zu N. (Naumburg 1822) und Geschichte der Bischöfe des Hochstifts N. (das. 1846, Bd. 1); Lange, Chronik des Bistums N. (hrsg. von Köster, das. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 466-467.
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