Olōnez

[48] Olōnez, russ. Gouvernement, grenzt im N. und NO. an Archangel, im SO. an Wologda, im S. an Nowgorod und St. Petersburg und im W. an den Ladogasee und Finnland und umfaßt 148,763,9 qkm (2701,7 QM.), wovon aber ca. 21,000 qkm (381 QM.) auf Wasserflächen kommen. Der nördliche Teil ist ein sumpf- und seenreiches Bergland, gebildet von den Ausläufern der finnischen Gebirge, unter denen das bedeutendste das Masselgagebirge mit dem 300 m hohen Gipfel Orel am Ufer des Pertosero ist. Nach S. und Osten geht dieses Bergland in eine Hochebene über, welche, von der breiten Niederung, die sich vom Finnischen Meerbusen über den Ladoga- und Onegasee bis zum Weißen Meer hinzieht, unterbrochen, südöstlich vom Onegasee sich wieder zu einem Plateau erhebt. Das Gouvernement zählt gegen 2000 Seen, unter denen die größten der Onega-, Seg-, Wyg-, Wodlo-, Tulossee, Latscha, Sundal, Sjäm- und Lekschosero, die naturwissenschaftlich interessantesten (periodisch verschwindend) Schimosero und Dolgosero, Kuschtosero, Kainskoje, Undosero und Kotschesero, sämtlich nahe der Grenze des Gouv. Nowgorod, sowie der Ukschosero mit seinem periodisch rückläufigen Abfluß Schuja sind. Unter den vielen Flüssen werden befahren: Widlitza, Swir und Ojatj vom Ladogaseesystem, Wytegra, Megra, Wodla, Andoma und Suna mit dem malerischen Kiwatschwasserfall vom Onegaseesystem und Onega, Woshina und Wyg vom System des Weißen Meeres. Wichtigkeit für die Schiffahrt haben der Onega- und der Marienkanal (s. Marienkanalsystem). Das Klima ist kalt, rauh und feucht, die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Petrosawodsk 2,3°. Die Zahl der Einwohner betrug 1897: 364,156 (2,4 auf 1 qkm), darunter 63,000 Karelen, etwa 4000 Finnen und ebensoviel Lappen, im übrigen Russen. Nach der Konfession gehören 97,6 Proz. zur griechisch-orthodoxen Kirche, 1,4 Proz. sind Sektierer, 0,7 Proz. Protestanten. O. ist neben Wologda das waldreichste Gouvernement Rußlands. Das Areal setzt sich zusammen aus 60,5 Proz. Wald, 29,3 Proz. Unland und nur 5,0 Proz. Ackerland sowie 5,2 Proz. Wiesen und Weiden. Die Ernte betrug 1902: 40,344 Ton. Roggen, 33,357 T. Hafer, 11,595 T. Gerste und 30,504 T. Kartoffeln, der Viehstand: 74,000 Pferde, 160,000 Rinder, 117,000 Schafe und 5000 Schweine. Die Hauptbeschäftigung der Einwohner bilden die verschiedenen Zweige der Holzindustrie nebst Fischfang und Jagd. Die Fischerei, die hauptsächlich im Ladoga, Onega, Wodlo und Latscha betrieben wird, lieferte 1899 über 57 Mill. kg Fische im Werte von etwa 150,000 Rubel. Die Jagd wird in großem Umfang[48] gewerbsmäßig betrieben, insbes. im Herbst und Winter. Jagdtiere sind Eichhörnchen, Bären, auch Wölfe, namentlich aber Wildgeflügel, wie Auer-, Birk- und Schneehühner. Nennenswert als Industriezweig ist auch das Einsammeln von Pilzen und Beeren. Außerdem finden viele Einwohner durch die nicht unbedeutende Montanindustrie Beschäftigung. O. ist außerordentlich reich an Sumpf- und See-Erzen, die ein vorzügliches Gußeisen liefern; man zählt etwa 165 erzhaltige Seen, daneben kommt auch Bergerz (Magnet- und Brauneisenstein) vor. Doch läßt die Ausbeutung dieses Erzvorkommen noch immer viel zu wünschen übrig und wird hauptsächlich von der Regierung betrieben. 1901 wurden 15,580 Ton. Erze gewonnen. Die Hüttenindustrie lieferte 2526 T. Roheisen. Ebensoreich ist der Boden an Marmor, Granit, Quarziten, Sandstein, Ton und Graphit. Beim Dorf Tiwdia gibt es berühmte Marmorbrüche, die das Material für die Isaaks- und Kasanische Kathedrale in St. Petersburg geliefert haben, aber seit 1863 nicht mehr ausgebeutet werden. Von Mineralquellen sind diejenigen von Kontschesero (eisen- und schwefelsaures Natron) zu erwähnen. Die Fabrikindustrie ist unbedeutend und beschränkt sich im wesentlichen auf Sägemüllerei und Holzbearbeitung. In administrativer Hinsicht wird O. in sieben Kreise geteilt: Kargopol, Lodejnoje Pole, O., Petrosawodsk, Powjenez, Pudosh und Wytegra; Hauptstadt ist Petrosawodsk. Vgl. Helmersen, Das olonezische Bergrevier (in den Memoiren der St. Petersburger Akademie, 1860) und Geologische etc. Beobachtungen im Olonez-Bergrevier (St. Petersb. 1882); A. Stein, Karte (1: 1,260,000,1879). – Die Kreisstadt O., an der Olonka, hat (1897) 1303 Einw.; sie wird schon 1137 erwähnt und spielte im 17. Jahrh. eine Rolle.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 48-49.
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