[437] Parĭavölker, verachtete, auf der sozialen Stufenleiter zu unterst stehende Bevölkerungsteile, die dem eignen Volkstum angehören oder stammfremd sind. Häufig entstehen aus den vielerorts vorhandenen verachteten Berufen erbliche Kasten, die dann den Eindruck fremden Stammestums erwecken; in andern Fällen werden Kriegsgefangene, unterworfene Landeseinwohner oder eingewanderte Völker niedrigerer Kulturstufe in die Rolle der verachteten Berufe hineingedrängt. Die bekanntesten derartigen P. sind unsre Zigeuner, die Heloten im alten Sparta, die zahlreichen Pariakasten im südlichen Indien (Pulayer, Vedar etc.), die Yeta und Hinin in Japan, die Tumalod, Yiber und Midgan im Somallande, die Wata, Wandorobbo und Waboni in Äquatorial-Ostafrika, die Laobés und Griots in Senegambien, die Rodias auf Ceylon, die Achdam, Schumur, Ahlel Hayik und Sabih im südlichen Arabien. In Frankreich und Spanien gehörten während des ganzen Mittelalters, zum Teil auch bis in die Neuzeit hinein, zu den verachteten Klassen: die Cagots, Colliberts in Niederpoitou, Marrons oder Marans in der Auvergne, Vaquéros in Asturien, Caqueux in der Bretagne, Gahats in der Guienne; auf Mallorca die Chuetas. Vgl. Fr. Michel, Histoire des races maudites de la France et d'Espagne (Par. 1847); Rochas, Les Parias de France et de l'Espagne, Cagots et Bohémiens (das. 1877); Beneke, Von unehrlichen Leuten (2. Aufl., Berl. 1889); Schurtz, Urgeschichte der Kultur (Leipz. 1900); Paulitschke, Ethnographie von Nordostafrika (Berl. 189396); Jagor, Pulayer (»Zeitschrift für Ethnologie«, 1878); v. Maltzan, Völker Südarabiens (»Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde«, Berl. 1871) und Die Pariakasten in Südarabien (»Ausland«, 1871); Emil Schmidt, Ceylon (Berl. 1897); A. Krause, Die P. der Gegenwart (Leipziger Dissertation, 1903).