Ponĭatowski

[146] Ponĭatowski, fürstliches Geschlecht in Polen, das aus Italien, wo es Torelli di Montechiarugolo hieß. im 16. Jahrh. in Polen einwanderte und um 1650 infolge der Ehe des Giuseppe Torelli mit der Erbtochter des Grafen von Poniatow den Namen P. annahm und 1764 den Fürstentitel erhielt (vgl. Szymanowski, Die P., Genf 1880). Bemerkenswert:

1) Stanislaw, geb. 1677 zu Dereczyn in Litauen, gest. 3. Aug. 1762, schloß sich im Nordischen Krieg an Stanislaus Leszcynski und Karl XII. an, dessen Rettung bei Poltawa 1709 hauptsächlich sein Werk war, wurde darauf von Bender nach Konstantinopel geschickt und bewog den Sultan 1711 zur Kriegserklärung gegen Rußland. Karl XII. übertrug ihm hierfür die Verwaltung seines Herzogtums Zweibrücken. Nach dem Tode Karls XII. hielt er zu August II und 1733 nach einigem Schwanken zu August III. Er erhielt die Würde eines Kastellans von Krakau. Von seinen Söhnen ward Stanislaw August (s. Stanislaus) König von Polen; Kasimierz, geb. 1721, gest. 1780, wurde in den Fürstenstand erhoben und zum Großkämmerer ernannt; Andrzej, geb. 1735, starb 1773 in Wien als deutscher Reichsfürst und österreichischer Generalfeldzeugmeister; Michael starb als Erzbischof von Gnesen und Primas von Polen 1794.

2) Stanislaw, Sohn Kasimierz' P., geb. 23. Nov. 1754, gest. 13. Febr. 1833 in Florenz, war unter seinem Oheim Stanislaw Großschatzmeister von Litauen, Starost von Podolien und General der polnischen Kronarmee und lebte seit 1804 in Wien, später in Rom, wo er eine reiche Sammlung alter Werke der bildenden Kunst anlegte. Sein natürlicher, aber anerkannter Sohn Fürst Joseph P., geb. 21. Febr 1816, gest. 3. Juli 1873 in London, ward 20. Nov 1847 durch den Florentiner Magistrat »Principe di Monte Rotondo« und 19. Nov. 1850 auch österreichischer »Fürst«; er war unter Napoleon III. französischer Senator und hat eine Anzahl OpernGiovanni di Procida«, »Pierre di Médici«, die Operette »Au travers d'un mur« u. a.) komponiert. Sein Sohn Stanislaw August, geb. 9. Nov. 1835 in Florenz, ist jetzt Haupt des Hauses und lebt in Paris.

3) Joseph Anton, Fürst, Sohn Andrzejs P. und der Gräfin Kinska, geb. 7. Mai 1762 in Warschau, gest. 19. Okt. 1813, trat in österreichische Dienste und wurde 1787 Flügeladjutant des Kaisers Joseph II.[146] Der konstituierende Reichstag rief ihn 1789 in sein Vaterland zurück, wo er bei der neuen Organisation der Armee mitwirkte und 1792 den Oberbefehl über das polnische Heer erhielt. Als der schwache König, sein Oheim, zur Konföderation von Targowice übertrat, legte er den Oberbefehl nieder, 1794 trat er wieder in das Heer und erhielt von Kosciuszko das Kommando über eine Division, mit der er Warschau gegen die Preußen verteidigte. Nach der Übergabe der Hauptstadt ging er nach Wien. 1807 wurde P. von der provisorischen Regierung in Warschau zum Kriegsminister ernannt. Als 1809 der französisch-österreichische Krieg ausbrach, zog sich P. mit den Truppen vor der Übermacht des Erzherzogs Ferdinand zurück. Während aber die Österreicher bis Thorn vordrangen, besetzte P. im Mai Galizien. 1812 befehligte er in Rußland das polnische Armeekorps. In der Schlacht bei Leipzig führte er als Kommandant des 8. Armeekorps den rechten Flügel des französischen Heeres an und verteidigte das Dorf Konnewitz gegen die Österreicher so ausgezeichnet, daß er 16. Okt. von Napoleon I. zum Marschall ernannt wurde. In der Nacht vom 18. zum 19. Okt. zog er sich nach Leipzig zurück, wo er am 19. die abziehende französische Armee zu decken hatte. Erst als der Feind schon in die Vorstädte von Leipzig eingedrungen war, begab sich auch P., bereits verwundet, auf die Flucht, fand aber den Tod in den Fluten der Elster. Am 26. Okt. wurde er bestattet, 1816 aber in der Gruft der polnischen Könige zu Krakau beigesetzt. Ihm wurde an der Elster ein Denkmal gesetzt. Vgl. Boguslawski, Biographie des Fürsten Jos. Ant. von P. (Krakau 1831).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 146-147.
Lizenz:
Faksimiles:
146 | 147
Kategorien: