Rif, Er

[931] Rif, Er, wenig bekanntes Gebirgsland im nördlichen Marokko, am Mittelmeer von Kap Tres Forcas bis zur Meerenge von Gibraltar, 300 km lang und 52 km breit, durch Sebu- und Mulujatal vom eigentlichen Atlas getrennt. Von Europäern durchquerte es der Franzose Fréjus 1667 von N. nach S., sonst haben es nur Gefangene betreten. Es scheint vom Meere mauerartig aufzusteigen und, der Küste parallel, in mehreren ostwestlichen Ketten zu verlaufen, die, im O. bis 1620, im W. bis 2201 m hoch, allmählich gegen N. umbiegen und sich in der Sierra Nevada Spaniens fortsetzen. Zahlreiche Flüsse durchbrechen die Ketten zum Meere hin. Einzelne Vorgebirge schließen wenig sichere Reeden ein; der Küste vorgelagert sind die Felseninseln Peñon de Velez und Alhucemas, spanische Presidios (s. d.). Die Berge, einst mit schönen Wäldern bedeckt, sind jetzt kahl; man kultiviert Oliven, Feigen, Mandeln, Quitten, Nüsse, Zitronen, Wein, Weizen, Gerste, Zwiebeln, Flachs. Viehzucht ist unbedeutend (am häufigsten Ziegen und Maultiere), wichtiger die Fischerei; seit Jahrhunderten werden eingesalzene Sardinen ins Innere von Marokko verhandelt. Die Bewohner sind Berber, die in viele untereinander und mit ihren Nachbarn in Fehde lebende Stämme zerfallen. Den Sultan von Marokko erkennen sie nur so weit an, als sie Abgaben zu zahlen gezwungen werden, was bei der Natur des Landes sehr schwierig ist. Von jeher als Piraten gefürchtet, sind sie den kleinen spanischen Forts noch heute gefährlich.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 931.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika