Rocholl

[40] Rocholl, 1) Rudolf, luth. Theolog, geb. 27. Sept. 1822 in Rhoden (Waldeck), gest. 26. Nov. 1905 in Düsseldorf, wo er seit 1892 lebte, wurde 1859 Pastor in Waldeck, 1870 Superintendent in Göttingen und 1881 Kirchenrat der »evangelisch-lutherischen Kirche in Preußen« zu Breslau. Er schrieb: »Beiträge zu einer Geschichte deutscher Theosophie« (Berl. 1856); »Das Leben Philipp Nicolais« (das. 1860); »Christophorus. Altes und Neues aus Wald und Heide« (5. Aufl., Hannov. 1904); »Johann Georg Hamann« (das. 1869); »Des Pfarrers Sonntag« (2. Aufl., das. 1896); »Die Realpräsenz« (Gütersloh 1875); »Die Philosophie der Geschichte« (Götting. 1878–93, 2 Bde.); »Einsame Wege« (Bd. 1, anonym, Leipz. 1881; 2. Aufl. 1898; neue Folge 1898); »Rupert von Deutz« (Gütersloh 1886); »Geschichte der evangelischen Kirche in Deutschland« (Leipz. 1897); »Altiora quaero. Drei Kapitel über Spiritualismus und Realismus« (das. 1899); »Der christliche Gottesbegriff« (Götting. 1900); »Bessarion« (Leipz. 1904) u.a.

2) Theodor, Maler, Sohn des vorigen, geb. 11. Juni 1854 zu Sachsenberg (Waldeck), bildete sich seit 1872 zuerst auf der Kunstakademie in Dresden, ging aber bald nach München, wo er in die Schule Pilotys trat. Nachdem er dort 1877 sein erstes Bild: Till Eulenspiegel, gemalt, begab er sich nach Göttingen, um seiner einjährigen Militärdienstpflicht zu genügen, und während dieser Zeit faßte er eine solche Vorliebe für das militärische Leben, daß er dessen Schilderung zum Hauptgegenstand seiner künstlerischen Tätigkeit erkor. Zuvor setzte er jedoch seine koloristische Ausbildung noch eine Zeitlang bei W. Sohn in Düsseldorf fort und malte dort zunächst zwei figurenreiche Bilder aus dem Mittelalter: Landsknechte auf der Flucht vor Bauern (1879) und Germanen auf der Wanderung, denen einige kleine Bilder aus dem modernen Soldaten- und Kriegsleben folgten. Zu dramatischer Kraft der Schilderung erhob er sich sodann in einer figurenreichen Darstellung des Angriffs der 7. Kürassiere bei Vionville 16. Aug. 1870 (1887; jetzt in der Galerie zu Barmen) und in einer Episode aus der Schlacht bei Vionville: die Rückkehr der Kürassiere und Ulanen nach dem Angriff (1888; städtische Galerie in Magdeburg). 1889 entstand das Bild: Kaiser Wilhelms I. letzte Heerschau (städtische Galerie in Stettin), dem 1890 König Wilhelms Ritt um Sedan (Rathaus in Lindau), 1891 der Kampf um die Standarte bei Vionville, 1893 ein Husarenstreich und ein Hoch auf den König (die 1. Gardedragoner bei Vionville; jetzt im Kasino dieses Regiments), ein großes dekoratives Bild: Fürst Bismarck und die deutschen Eisenhüttenleute u.a. folgten, ebenso das Bild: Nachzügler (in der Galerie zu Düsseldorf). 1897 machte R. auf eigne Faust den türkischen Feldzug gegen Griechenland in Thessalien mit, aus dem er 1898 im Palais Dolma-Baghtsche bei Konstantinopel die Schlacht bei Domokós für den Sultan malte. 1900–01 ging er im Stabe des Grafen Waldersee mit nach China und malte für den Staat den Einzug des Feldmarschalls Grafen Waldersee in Peking und den Zug des Grafen Yorck nach Kalgan. 1905 entstand das große Wandgemälde im evangelischen Pädagogium zu Godesberg: Des deutschen Volkes Jugendzeit.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 40.
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