[601] Saragōssa (Zaragoza), Hauptstadt der gleichnamigen span. Provinz (s. oben) und ehemalige Hauptstadt von Aragonien, liegt 184 m ü. M. am rechten Ufer des Ebro, der hier rechts den Huerva und links (etwas unterhalb) den Gallego aufnimmt, an den Eisenbahnen Madrid-S., Alsasua-S., S.-Lerida-Barcelona, S.-Tarragona, S.-Cariñena und S.-Utrillas. Abgesehen von den nach der Zerstörung von 180809 neu aufgebauten Stadtteilen, besteht S. aus engen, unregelmäßigen Gassen. Die Hauptstraße ist der die Stadt durchziehende Coso, von dem mehrere neue Straßenzüge, darunter der Paseo de la Independencia (oder de Santa Engracia), auslaufen. Über den Ebro führt eine 250 m lange, steinerne Brücke (mit 7 Bogen) aus dem 15. Jahrh. nebst einer Eisenbahngitterbrücke nach der Vorstadt Altabas am linken Flußufer. Die hervorragendsten Gebäude der Stadt sind: die 11191520 erbaute gotische Kathedrale Seo (mit fünf Schiffen, hohem Turm und neuer Fassade); die Kathedrale Nuestra Señora del Pilar, seit 1681 unter Benutzung der frühern Kirche Santa Maria la Mayor erbaut, mit drei Schiffen, mehreren Kuppeln und Türmen, im Innern reich geschmückt, mit einem viel verehrten Marienbilde; die Kirche San Pablo (um 1259 im Übergangsstil erbaut); das gotische ehemalige Kloster Santa Engracia (1808 zum Teil zerstört); das aus arabischer Zeit stammende Kastell Aljaferia, ehemals Residenz der Könige von Aragonien, seit Philipp V. mit Bastionen versehen; die Lonja (Börse) von 1551, mit großem Saale; der erzbischöfliche Palast; das Justizgebäude, mehrere Adelspaläste und die neue Universität. Die Zahl der Bewohner beträgt (1900) 99,118. Die früher blühende Industrie beschränkt sich gegenwärtig auf Fabrikation von Leder-, Woll- und Seidenwaren, Knöpfen, Hüten, Klavieren, Seife und Schokolade sowie auf Mühlenbetrieb. Der Handel ist ziemlich lebhaft. Von Bildungs- und andern Anstalten besitzt S. eine 1474 gestiftete Universität mit Fakultäten für Rechte, Medizin und philosophisch-historische Wissenschaften (800 Hörer), einer Bibliothek von 25,000 Bänden, einem Botanischen Garten etc.; eine Akademie der schönen Künste (seit 1776) mit Museum, ein Priesterseminar, eine Tierarzneischule, ein Institut, eine Normalschule, eine Gewerbeschule; ferner 3 Theater, eine Arena für Stiergefechte und zahlreiche Wohltätigkeitsanstalten. S. ist Sitz des Generalkapitäns von Aragonien, eines Gouverneurs, Erzbischofs, Appellationsgerichts und eines deutschen Konsuls. Südlich führt die schöne Allee Paseo de las Damas (mit Straßenbahn) zum ehemaligen Kloster Torrero (jetzt Kaserne) mit Kuppelkirche und zu dem am Kaiserkanal gelegenen Hafen. S. hieß im Altertum Salduba und war eine Stadt der Ilergeten. Augustus legte hier 27 v. Chr. eine Militärkolonie an, die er Caesarea Augusta (Caesaraugusta, woraus der heutige Name entstand) nannte und zur Bezirkshauptstadt machte. 255 kommt der erste christliche Bischof von S. vor. 712 wurde die Stadt von den Mauren erobert; 1118 kam sie durch Alfons I. wieder unter christliche Herrschaft. 1317 wurde sie zum Erzbistum erhoben. Im Spanischen Erbfolgekrieg nahm S. Partei für Karl III. von Österreich, mußte sich aber 1707 unterwerfen. Hier 20. Aug. 1710 Schlacht zwischen Karl und Philipp V., worin letzterer geschlagen ward. Berühmtheit erlangte S. besonders durch den Widerstand, den es unter José Palafox den Feldherren Napoleons I. vom Juni bis August 1808 und vom 21. Dez. 1808 bis 21. Febr 1809 leistete. Von 30,000 Soldaten waren nur noch 12,000, von 100,000 Einwohnern 46,000 übrig, als die Stadt sich unter ehrenvollsten Bedingungen dem Feind ergab. Ramon Balvidares hat diese Verteidigung in einer Epopöe: »Iberiada« (2. Aufl. 1826), besungen. Im Karlisten krieg stand die Stadt auf seiten der Cristinos, und alle Versuche, sie durch Handstreich zu nehmen, wurden vereitelt.