Schleswig [2]

[853] Schleswig, Hauptstadt der preuß. Provinz Schleswig-Holstein und des gleichnamigen Regierungsbezirks, in einem Halbkreis am Westende der Schlei gelegen, mit vier Bahnhöfen Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Neumünster-Wamdrup und S.-Friedrichsberg-S.-Altstadt sowie der Kleinbahnlinien S.-Süderbarup und S.-Satrup, ist 5 km lang und besteht aus den drei seit 1711 miteinander verbundenen Städten Friedrichsberg westlich, Lollfuß und Altstadt nördlich der Schlei.

Wappen von Schleswig.
Wappen von Schleswig.

An letztere schließt sich südöstlich der Stadtteil Holm, meist von Fischern bewohnt, an. Unter den kirchlichen Gebäuden (3 evangelische und eine kath. Kirche und eine Baptistenkapelle) sind besonders der gotische Dom St. Peter (nach dem Brand von 1440 neu erbaut) mit 112 m hohem Turm, dem Marmordenkmal des Königs Friedrich I. von Dänemark (von 1555) und einem mit kunstvoller Holzschnitzerei (385 Hauptfiguren) versehenen Altarschrein (ein Werk Hans Brüggemanns, 1521) bemerkenswert (vgl. Tafel »Bildhauerkunst VIII«, Fig. 9, und »Beschreibung und Geschichte« von Schnittger, Schlesw. 1894). Von andern Gebäuden ist nur das auf einer Insel zwischen der Schlei und dem Burgsee liegende Schloß Gottorp (ursprünglich Bischofssitz, dann Residenz der Herzoge und dänischen Statthalter, seit 1850 Kaserne; vgl. R. Schmidt, »Schloß Gottorp, ein nordischer Fürstensitz«, 2. Aufl., Heidelb. 1903) hervorzuheben. An Denkmälern befinden sich dort ein Kriegerdenkmal, ein Denkmal Kaiser Wilhelms I., das von Peterich modellierte Chemnitz-Bellmanndenkmal des Dichters und des Komponisten des »Schleswig-Holstein-Liedes«, ein Denkmal für Graf Reventlow und W. Beseler, 1848 Leiter der provisorischen Regierung, ein Denkmal des dort gebornen Malers Carstens und ein Bismarckbrunnen. Die Bevölkerung belief sich 1905 mit der Garnison (2 Bataillone Infanterie Nr. 84 und ein Husarenregiment Nr. 16) auf 19,032 Seelen (darunter 674 Katholiken und 26 Juden), die Leder-, Dachpappen- und Maschinenfabrikation, Eisengießerei, Schiffbau, Fischerei, Bierbrauerei und Schiffahrt betreiben. Den Handel unterstützt ein Handelsverein, eine Reichsbanknebenstelle, die Schleswiger Bank etc., den Verkehr in der Stadt vermittelt eine Straßenbahn. Die dortige Reederei zählte 1903: 13 Dampfschiffe zu 16,757 Reg.-Ton. Raumgehalt. S. hat ein Gymnasium mit Realschule (königliche Domschule), ein Lehrerinnenseminar, eine Taubstummenanstalt, eine Provinzialirrenanstalt, eine Idiotenanstalt etc. sowie das Staatsarchiv und ist Sitz des Oberpräsidiums, des Provinzialschulkollegiums, eines Generalsuperintendenten, einer Kirchenpropstei, eines[853] Landratsamtes für den Kreis S. und eines Amtsgerichts. In der Nähe der Stadt (im Süden) das sogen. Danewerk (s. d.), im NO. das Dorf St. Jürgen und an der Südostseite der Schlei der herzogliche Landsitz Luisenlund. – S. war schon 808 ein wichtiger Handelsort. In dem nahen Haddeby erbaute Ansgar die erste christliche Kirche in Dänemark; 948 ward in S. ein Bistum errichtet, und um 1200 erhielt der Ort Stadtrechte. In den Kriegen zwischen den Deutschen und Dänen 1848–64 war S. ein wichtiger Platz, den die Dänen 5. Febr. 1864 nach dem Schleiübergang der Preußen räumten. Vgl. Sach, Geschichte der Stadt S. (Schlesw. 1875); Jensen, S. und Umgebung (2. Aufl., das. 1905). – Der Regierungsbezirk S. umfaßt die ganze Provinz Schleswig-Holstein (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 853-854.
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