[463] Themistŏkles, athen. Feldherr und Staatsmann, geb. um 527 v. Chr. in Athen, gest. um 460, Sohn des Neokles aus dem altattischen Stamm der Lykomiden, aber einer fremden Mutter, weswegen er nicht vollbürtig war. Schon frühzeitig erlangte er durch seine Genialität Einfluß auf seine Mitbürger und benutzte ihn, um Athen zu einer Seemacht zu erheben; denn sein weiter und scharfer Blick hatte klar die von den Persern drohende Gefahr erkannt und daß ihr nur zur See mit Erfolg begegnet werden könne. Ein Krieg mit Ägina unterstützte die Ausführung seines Planes. Die Athener erkannten die Notwendigkeit der Verstärkung ihrer Flotte, und so setzte er es als Archon (493) durch, daß anstatt der unsichern Reede von Phaleron der Piräeus zum Hafen eingerichtet wurde, und 483, daß die Erträge neuer Silberadern des Lauriongebirges zur Erbauung von Kriegsschiffen verwandt wurden. So machte er das bisher kleinstaatliche Athen zur Großmacht und war nach der Verbannung seines Rivalen Aristeides (483) der leitende Staatsmann, der, obwohl er sich dem Oberbefehl des Spartaners Eurybiades unterordnete, die Geschicke Griechenlands in dem zweiten Perserkrieg bestimmt hat. Ihm war es zu danken, daß die Flotte bei Artemision aushielt und daß die Athener, um alles zu erreichen, alles wagten, ihre Stadt verließen und die Entscheidung zur See suchten, ihm der entscheidende Sieg bei Salamis (September 480). Nach der Schlacht von Platää baute er Athen zu einer Festung aus und verband es trotz des Widerspruchs der Spartaner mit dem ebenfalls befestigten Piräeus, trat aber allmählich vor Aristeides, dem Stifter des Seebundes, und Kimon zurück und wurde 471 durch den Ostrakismos verbannt. Er begab sich nach Argos, mußte aber, als seine Feinde, die Spartaner, ihn der[463] Teilnahme am Hochverrat des Pausanias beschuldigten und in Athen seine Verurteilung durchsetzten, 466 von da flüchten und ging, von den Spartanern verfolgt, über Kerkyra zu dem Molosserkönig Admetos und über Ephesos nach Susa zu dem Perserkönig Artaxerxes, der ihm die Einkünfte dreier Städte überwies (465). In Magnesia lebte T. längere Zeit als persischer Satrap in fürstlichem Prunk und starb dort, als er, wie erzählt wird, nach Ausbruch des ägyptischen Aufstandes eine persische Flotte gegen seine Heimat führen sollte, vielleicht freiwillig durch Gift. Seine Freunde brachten seine Gebeine heimlich nach Attika und setzten sie beim Vorgebirge Alkimos bei. In Magnesia zeigte man nachmals sein Grabmal und auf dem Markte seine Bildsäule. Die Briefe, die wir unter seinem Namen besitzen, sind unecht (vgl. Bentley, »Abhandlungen«, deutsch von Ribbeck, Leipz. 1867). Sein Leben beschrieben Cornelius Nepos u. Plutarch. Vgl. Bauer, Themistokles (Merseb. 1881); R. Norden, Studien zur Themistoklesfrage (Upsala 1893); Frantz, T. und die attische Marine (Mannh. 1898).