Tiermalerei

[542] Tiermalerei, Zweig der Malerei, der sich mit der Darstellung einzelner oder zu Gruppen vereinigter lebender Tiere in der Freiheit und in Gefangenschaft, in Ruhe und Bewegung beschäftigt. Isolierte Darstellungen einzelner Tiere und Tierstücke kommen bereits auf Kupferstichen und Holzschnitten von Schongauer und Dürer vor. Ihre Ausbildung als selbständige Gattung der Malerei erhielt die T. aber erst durch die niederländischen Künstler des 17. Jahrh. Jan Brueghel der Ältere malte Landschaften mit Tieren jeglicher Art (sogen. Paradiese), Rubens, Snyders und Jan Wildens malten Jagden und wilde Tiere im Kampfe mit den Menschen oder unter sich. Andre hervorragende Tiermaler des 17. Jahrh. sind M. Hondecoeter (Geflügel), Wouwerman (Pferde), Berchem (Rindvieh und Schafe in Landschaften), Paul Potter (Rindvieh und Pferde), A. Cuyp (Pferde und Hunde), Rosa di Tivoli (Schafe, Rinder und Ziegen). Im 18. Jahrh. zeichneten sich die Franzosen Desportes und J. B. Oudry und J. E. Ridinger in der Darstellung von Hirschen, Wildschweinen, Jagden etc. als Maler und Radierer aus. Im 19. Jahrh. nahm die T. einen neuen Aufschwung durch den Engländer E. Landseer (Pferde, Hunde u. a.), die Franzosen Troyon, Rosa Bonheur und Jacque und die Belgier Verboeckhoven und Verlat. Die bedeutendsten deutschen Tiermaler der neuern Zeit sind die Berliner Franz Krüger, Steffeck (Pferde und Hunde), P. Meyerheim (Raubtiere, Affen, exotische Vögel), Brendel (Schafe), Friese (Raubtiere und jagdbares Wild), Hallatz (Pferde), die Düsseldorfer Kröner (jagdbares Wild), Deiker und Jutz (zahmes Geflügel), die Münchener Mali (Schafe und Rindvieh), Voltz (Weidevieh), Gebler (Schafe und Hunde), Braith (Rindvieh), Zügel (Schafe), Weishaupt und Thiele (jagdbares Wild) und der Schweizer Koller. Von den Italienern ist A. Tiratelli, von den Polen J. Falat (jagdbares Wild), von den Norwegern Liljefors (Federwild) hervorzuheben. In Berlin wurde 1898 eine besondere Künstlervereinigung »Jagd und Sport« begründet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 542.
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