Bethlen [2]

[685] Bethlen, eine ursprünglich aus Ungarn u. zwar der Sage nach von Attila abstammende, in Siebenbürgen begüterte, der Reformirten Confession folgende u. 1622 in den Grafenstand erhobene Familie. Sie zerfällt in 2 Hauptlinien, die von Iktar u. von Bethlen, letztere aber wieder in viele Abtheilungen. I. Ältere Hauptlinie, B. von Iktar, aus ihr stammten: 1) Gabriel (Gabör) B., gewöhnlich Bethlen Gabor, Sohn Wolfgangs B., geb. 1580; er schlug, nach Moses Szekly's Fall, die ihm angetragene Fürstenwürde aus, ward später von Sigismund Rakoczy festgesetzt u. zog sich, durch Freunde befreit, auf seine Güter zurück; er diente dann Gabriel Bathori, ward aber später diesem Feind u. nach dessen Ermordung 1613 zum Fürsten von Siebenbürgen erwählt. Er erklärte sich 1619 für die österreichischen u. böhmischen Insurgenten gegen Kaiser Ferdinand II., drang gegen Preßburg u. Wien vor, wurde 25. Aug 1620 zum König von Ungarn gewählt, schloß 1622 zu Nicolsburg mit dem Kaiser Friede u. entsagte der Krone von Ungarn. 1623 wurde er durch den Markgrafen Georg von Brandenbung-Jägerndorf u. durch Mansfeld bewogen, wieder in Ungarn einzufallen, ließ Mansfeld jedoch im Stiche u. schloß 1624 nochmals Frieden. Er wurde 1626 wieder in den 30jährigen Krieg verwickelt, bis er 1627 zu Leutschau einen neuen Frieden abschloß, u. st. den 15. Nov. 1629. Näheres s.u. Siebenbürgen (Gesch.), Ungarn (Gesch.) u. Dreißigjähriger Krieg. Während seiner Regierung betrat kein Feind Siebenbürgens Grenze. Er begünstigte Wissenschaften u. Künste eifrig, stiftete die Akademie von Weißenburg u. rief außerdem Gelehrte, Künstler u. Handwerker ins Land. Vgl. Boithy, De rebus gestis Gabrielis B., herausgegeben von v. Engel in den Monum. ungar., 1808. Zum 2. Mal war er vermählt mit 2) Katharina B., der Tochter des Kurfürsten Johann Siegmund von Brandenburg, die ihm in der Regierung folgte; aber die Stände zwangen sie, da sie ein Liebesverständniß mit Johann Csaki unterhielt, 1630 die Regierung niederzulegen u. das Land zu verlassen. 3) Stephan, Bruder von B. 1), folgte der Vorigen, mußte jedoch 1630 die Regierung an Georg I. Rakoczy überlassen u. trat in den Privatstand zurück. 4) Graf Dominik, geb. 15. März 1810, ist der letzte männliche Sprößling dieser Linie, II. Jüngere Hauptlinie: Bethlen von Bethlen. Zu dieser Linie gehören aus früherer Zeit eine große Zahl Männer, welche sich sowohl im Kriegs- u. Staatsdienst, als auch auf dem Gebiet der Künste u. Wissenschaften ausgezeichnet haben, so: 5) Graf Johann B., geb. 1613, Kanzler unter mehreren Fürsten von Siebenbürgen; er st. 1678 u. schr. Res transilvanicae, Hermannst. 1663, u. Aufl. Wien, 1778, dazu Fortsetzung (bis 1173), herausgegeben von Horanyi, Wien 1782 f. 6) Wolfgang B., geb. 1640, Kanzler von Siebenbürgen, er st. 1679 u. schr. Historia de rebus transilvan., herausgegeben[685] von Benkö, 1782–93, 6 Bde. 7) Graf Niklas, Sohn von B. 5), geb. 1642, studirte in Heidelberg, Utrecht u. Leyden die Wissenschaften u. machte dann Reisen nach England, Frankreich u. Italien. Nach seiner Rückkehr wurde er Obercapitän des Admarhelyer Stuhls in der Festung Huß, sowie Obergespan des Maroscher Comitats. Bei dem Übertritt Siebenbürgens unter österreichische Herrschaft leitete er die Unterhandlungen am Kaiserhof; dadurch hatte er sich im Lande mächtige Feinde zugezogen, welche während der Ragoczyschen Unruhen seine Verhaftung u. Abführung nach Wien bewirkten. Er wurde zwar als unschuldig freigelassen, kehrte aber nicht wieder in sein Vaterland zurück, sondern lebte u. starb 17. Oct. 1716 in Wien. Seine Denkwürdigkeiten sind noch nicht gedruckt; die Mémoires hist. du Comte B. Niclas, Amst. 1738, 2 Thle., sind nicht von ihm. Jetzt zerfällt diese Linie in: A) Andreanisches Haus, besitzt Nagy-Bun, B., Arakalya in Siebenbürgen u. Bonyha: a) Die Erste Linie stammt von dem Grafen Gregor, dessen 3 Söhne Speciallinien gründeten, die noch von 3 seiner Enkel repräsentirt werden: aa) Erste Speciallinie, gegründet vom Grafen Ludwig; Chef: 8) Graf Ludwig, Sohn des verstorbenen Grafen Ludwig, geb. 1785, seit 1838 Witwer von Clara, geb. Gräfin Bethlen; er selbst hat keine Kinder, der ältere Sohn seines verstorbenen Bruders Gregor ist Graf Ludwig; bb) Zweite Speciallinie, gegründet vom Grafen Ladislaus, Chef: 9) Graf Paul, Sohn des verstorbenen Grafen Ladislaus, geb. 1787, Witwer von Katharina geb. Freiin Bornemisza; sein Sohn ist Graf Gregor; cc) Dritte Speciallinie, gegründet vom Grafen Franz, Chef: 10) Graf Franz, Sohn des verstorbenen Grafen Franz, geb. 1801, vermählt mit Karoline, geb. Gräfin Bethlen; sein ältester Sohn Alexander ist geboren 1823. b) Zweite Linie, Chef: 11) Graf Gabriel, Sohn des verstorbenen Grafen Paul, vermählt seit 1830 mit Clara geb. Gräfin Bethlen; sein älterer Sohn Gabriel ist 1836 geboren. c) Dritte Linie, Chef: 12) Graf Alexander, geb. 1782, seit 1854 Witwer von Marie geb. Freiin von Kemeny, sein älterer Sohn Alexander ist 1808 geboren. d) Vierte Linie, Chef: 13) Graf Georg, geb. 1796, seit 1842 Wittwer von Agnes geb. Freiin Banffy von Losonez; er hat keine Söhne. e) Fünfte Linie, Chef: 14) Graf Johann, Sohn des 1851 verstorbenen Grafen Johann, geb. 6. Jan. 1824, ist nicht vermählt, sein ältester Bruder ist Graf Oliver, geb. 1825. B) Gabrielsches Haus, ist katholisch u. besitzt die Herrschaften Radnod, Halmàgy, Kokelburg u. Teremi; Chef: 15) Graf Gabriel, Sohn des 1848 verstorbenen Grafen Joseph, geb. 1821 u. seit 1851 vermählt mit Rosa geb. Gräfin Mikes.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 685-686.
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