[57] Bombay, 1) eine der drei Präsidentschaften des britischen Ostindiens, so benannt nach der Hauptstadt, umfaßt der Hauptsache nach die Gestadelandschaften der Westküste Vorderindiens, wozu jedoch in neuerer Zeit noch Sind (s.d.) gekommen ist. Die 660 Meilen lange Küste besitzt viele gute Häfen, worunter Dewghur, Geriah, Iygurh, Rajapur, Choul, Bombay, Bassein, Damaun, Surat, Broach etc. Das Klima ist schwül u. drückend heiß. Das Areal der Präsidentschaft, einschließlich der von ihr beaufsichtigten einheimischen Fürsten, wird auf 8033 geographische QM. mit 15,578,992 Ew. angegeben, von denen auf die 13 Steuerbezirke (Collectorate) der eigentlichen Präsidentschaft 3193 QM. mit 10,021,305 Ew., auf Sind 2452 QM. mit 1,087,762 Ew., auf die einheimischen Staaten Baroda, Khyrpore (u. Sind), Kattywar, Kolapore, Sawunt Warree, Cutch, die Mahrattischen Jaghirdare u. die kleinen Fürstenthümer in Guzerat zusammen 2807 QM. mit 4,469,925 Ew. kommen. Zuerst unter den Europäern kamen 1507 die Portugiesen nach B.; die Briten begründeten ihre erste Niederlassung 1601 zu Surat. Die Länder der jetzigen Präsidentschaft gehörten damals größten theils zum Reiche des Großmoguls. 1681 ward[57] die Insel B. von den Portugiesen an England abgetreten u. 1683 der Sitz des Präsidenten aller Besitzungen der Ostindischen Compagnie nach B. verlegt. In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts dehnten die Mahratten ihre Herrschaft über die Nachbargegenden von B. aus; während der Kämpfe um dieselben mit dem Großmogul Aureng-zeb kam es 1688 zu einer Belagerung B-s. Die Besitzungen der Compagnie an der Westküste Indiens blieben auf Bancoote u. Fort Victoria, die Insel B. u. die Factoreien zu Surat, Broach u. Ahmedabad beschränkt, bis sie 1775 von den Mahratten die Inseln Salsette u. Karanja, im März 1776 durch den Vertrag von Poornader das Gebiet der Stadt Broach, 1782 Bassein u. einige Gebiete in Guzerat u. 1799 die Stadt Surat mit Territorium erwarben. Diesen folgten größere Gebiete, welche der Guicowar, der Peischwa, der Mahratten, der Scindia, Holkar, Nizam u. andere Fürsten abtreten mußten, so daß die Präsidentschaft bald zu ihrer gegenwärtigen Ausdehnung gelangte; 2) kleine Insel an der Westküste Indiens, 8 englische M. lang u. 3 M. breit, welche in dem Meeresarme, der sie vom Festlande trennt, einen trefflichen Hafen besitzt. Nach N. zu ist die Insel durch eine steinerne Brücke mit der Insel Salsette, nach S. zu zunächst mit Old-Woman's Island u. dann weiter mit der Insel Kolaba durch Steindämme verbunden. Die Insel B. mit den letzten beiden kleinen Eilanden zählt auf 0,9 geogr. QM. 566,119 Ew., ist wenig fruchtbar, aber gut angebaut. Außer der Stadt B. befindet sich auf der Insel u. zwar an der Nordspitze derselben an dem Brückendamm, der sie mit Salsette verbindet, noch die Stadt Mahim, die fast ausschließlich von christlichen Abkömmlingen der Portugiesen bewohnt wird. In der Nachbarschaft der Insel B. liegen noch die Inseln Karanja, Elephanta u. Derwedi; 3) Hauptstadt der gleichnamigen Präsidentschaft in Ostindien, auf der Südseite der Insel B., schön aber ungesund gelegen, zerfällt in die befestigte Alte Stadt od. das Fort u. die Schwarze Stadt. Die Alte Stadt hat zwar enge Straßen u. noch viele hölzerne Häuser, seit dem großen Brande von 1803 aber auch viele schöne Gebäude. Zu letzteren gehören das Gouvernementsgebäude u. die Kirche am Hauptplatze (Green Place), mehrere Pagoden u. Moscheen, sowie Privatwohnungen der reichen Kaufleute. Die Schwarze Stadt (Black town), meist von Eingeborenen bewohnt, liegt sehr niedrig u. steht zur Regenzeit öfter unter Wasser. In beiden Städten wohnen jedoch für die Dauer des Jahres nur wenige Europäer, sondern leben vielmehr auf der Insel zerstreut, wie es denn auch auf derselben noch zwei Wohnungen des Präsidenten zu Parell u. am Vorgebirge Malabar-Point gibt. Der Census vom 1. Mai 1849 ergab für Stadt u. Insel 566,119 Ew., worunter außer 1902 Jains, Lingaehs u. Buddhisten, 6936 Brahminen u. 289,995 Hindus anderer Kasten, 124,155 Moslems, 114,698 Perser, 1132 Juden, 7456 eingeborene Christen, 1333 Indo-Briten, 5417 Indo-Portugiesen, 5688 reine Europäer etc. Außer der gewöhnlichen Industrie der größeren indischen Städte wird in B. viel Schiffbau getrieben. Die Bedeutung des Platzes liegt jedoch in seinem wichtigsten Ein- u. Ausfuhrhandel, der sich vorzugsweise in den Händen der Parsis befindet u. bes. Baumwolle u. Pfeffer versendet. Die Ausfuhr hat in den letzten Jahren 7 Mill. Pfd. St. überstiegen. Unter den vielen reichen Parsikaufleuten hat sich in neuerer Zeit vor Allem Sir Jamsetjee Jejeebhoy durch seine unbegrenzte Freigebigkeit für gemeinnützige Anlagen bekannt gemacht. Der Hafen ist sehr gut u. hinreichend mit großen Docks u. Werften versehen. B. ist der Sitz des anglikanischen Bischofs, sowie des höchsten Gerichtshofs (Sudder Adawlut) für die Präsidentschaft. Sonst befinden sich daselbst eine Handelskammer, die Bombaybank, die Orientalische Bank (Hauptbureau in London), ein Zweig der Agra and United Service Bank, die Savings Bank, verschiedene Versicherungsgesellschaften, die B-er Dampfschifffahrtsgesellschaft. Unter den verschiedenen Hospitälern ist das 1845 eröffnete große Krankenhaus für Bekenner aller Religionen hervorzuheben. Außer zahlreichen höhern u. niedern Schulen bestehen zu B. eine Asiatische Gesellschaft, eine Geographische u. eine Medicinische Gesellschaft, die Agriculturgesellschaft für das nordwestliche Indien, von Bibliotheken die Bombay dioecesan library u. die Native general library, Verschiedene Missionsgesellschaften der Engländer u. Amerikaner haben hier wichtige Stationen mit sehr thätigen Druckereien. In B. erschienen mehrere politische u. literarische Zeitschriften; unter erstern ist die Bombay Times in Europa am gelesensten. Die Stadt B. ward im Jahre 1530 von den Portugiesen gegründet u. 1661 an die Engländer abgetreten, welche sie 1687 zum Sitz des Präsidenten aller Besitzungen der Ostindischen Compagnie erhoben. 1818 trat in B. zum ersten Male die Cholera als Seuche auf. Am 6. April 1853 ward die erste Eisenbahn in Ostindien, zunächst von B. bis Tannah, eröffnet. Seit 1854 ist B. mit Calcutta telegraphisch verbunden.