Brüggemann

[364] Brüggemann, 1) Otto, geb. 1600 in Hamburg; erlernte die Kaufmannschaft u. überredete den Herzog von Holstein-Gottorp zu einer Gesandtschaft an den russischen u. persischen Hof, um den persischen u. indischen Waaren einen Handelsweg über das Kaspische Meer u. durch Rußland zu vermitteln. Die Gesandtschaft bestand aus Martin Crusius, B. u. einem Gefolge von fast 100 Personen, unter diesen Mandelslohe u. Olearius. Sie reisten 1633 ab, langten 1635 in Ispahan an, verließen es 1638 u. kamen 1639 nach Gottorp zurück. B. hatte sich dabei[364] so schlecht benommen, daß er die Reisegesellschaft der größten Gefahr ausgesetzt u. den Schah von Persien auch beleidigt hatte; der persische Gesandte u. Olearius klagten ihn nach der Rückkehr an, u. der Herzog ließ ihn daher 1640 enthaupten. 2) Joh. Heinr. Theodor, geb. 1795 in Soest; wurde 1815 Lehrer u. später Director am Gymnasium in Düsseldorf, 1832 katholischer Schulrath in Koblenz u. zugleich als Rath im dortigen Provinzialschulcollegium. Als Hermesianer u. Gegner des Erzbischofs Droste in dem Kölner Streite hat er immer sich der ultramontanen Partei fern gehalten u. auf der Seite der Regierung gestanden; er wurde 1839 Geheimer Regierungsrath im Ministerium des Cultus u. 1849 Mitglied der ersten Kammer, in welcher er von 1850 bis 1851 als Vicepräsident fungirte. Er schr.: Observationes in Sophoclis Oedipum Tyr., 1823; Observatt. in Taciti Agricolam, SpecI., 1824. 2) Karl Heinrich, geb. 1810 in Hopsten im preßischen Regierungsbezirk Münster, studirte 1829 in Bonn Rechtswissenschaft u. Camerala. In Folge seiner Betheiligung an burschenschaftlichen Verbindungen u. an dem Hambacher Feste wurde er 1832 zur Untersuchung gezogen u. blieb bis 1835 in, Frankenthal, dann in Münster, später in Berlin in Untersuchungshast. Hier wurde er wegen Hochverrathes zum Tode verurtheilt, diese Strafe aber zu lebenslänglicher Festungshaft begnadigt. Bis 1840 saß er in der Festung Posen, als die Amnestie bei der Vereigung Friedrich Wilhelms IV. auch für diese Freiheit zurückgab. Er wandte sich nun der Publicistik zu u. war namentlich als Mitarbeiter an der Rheinischen Zeitung, die später von der Regierung unterdrückt wurde, schriftstellerisch thätig. Im Herbste 1845 übernahm er die Hauptredaction der liberalen Kölnischen Zeitung. Während der revolutionären Bewegung 1848 u. 1849 stand B. auf Seite der conservativen Partei, mußte aber 1855 in Folge der oppositionellen Haltung der Zeitung auf Anlaß der Regierung von der Redaction zurücktreten. Er schr.: Lists System der politischen Ökonomie, Berl. 1842; Der deutsche Zollverein u. das Schutzsystem, ebd. 1845; Preußens Beruf in der deutschen Staatsentwickelung, ebd. 1843; Meine Leitung der Kölnischen Zeitung 1846 bis 1855, Lpz. 1855.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 364-365.
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