Damas [3]

[657] Damas (spr. Damah), alte französische Familie, kommt schon im 14. Jahrh. vor. Merkwürdig sind: 1) Charles, Graf, später Herzog von D., geb. 1758, im Amerikanischen Kriege Oberst, nach seiner Rückkehr Befehlshaber eines Dragonerregiments, erhielt von Bouillé den Auftrag, die Flucht Ludwigs XVI. nach Varennes zu unterstützen. Er wurde aber, zu spät angelangt, mit dem Könige gefangen, erhielt durch die Amnestie vom September 1791 die Freiheit, diente dann 1792 unter Condé, ging später nach Italien u. 1794 nach England. Auf dem Wege nach der Vendée wurde er in Calais verhaftet, erhielt erst unter dem Consulat seine Freiheit wieder u. ging mit dem Grafen von Artois nach Isle-Dieu. Nach der Rückkehr der Bourbons wurde er Commandant der Nationalgarde in Paris, Pair von Frankreich, begleitete den König 1815 nach Gent u. wurde Befehlshaber der 18. Militärdivision; 1827 erhielt er den Herzogstitel u. st. 1829. 2) Roger, Graf von D., Bruder des Vor., geb. 1769, schon mit 14 Jahren französischer Offizier, machte den Türkenkrieg bei den Russen mit u. wurde nach der Eroberung von Ismail, wo er mit dem Grafen Langeron u. dem Herzog von Richelieu zuerst auf den Wällen war, Oberst; Adjutant des Grafen Artois, begleitete er diesen nach Rußland, machte unter Clairfait u. dann unter Condé die Feldzüge 1793–98 mit, war seit 1795 Commandeur der Legion Mirabeau u. schloß mit dem Obergeneral der französisch-republikanischen Truppen in Italien eine Capitulation, um sich mit dem Reste seiner Division zurückzuziehen. Ney, der ihn nicht durchlassen zu dürfen glaubte, nöthigte ihn, sich durchzuschlagen. Verwundet kam er in Calabrien an, ging darauf nach Sicilien, nach Wien u. kehrte 1814 nach Frankreich zurück. Bei Napoleons Rückkehr von Elba 1815 ging er nach Lyon, begleitete dann den König nach Gent u. wurde 1815 Mitglied der Deputirtenkammer für das Departement Côte d'or u. Haute Marne; er st. 1823 auf dem Schloß Cirey. 3) Etienne Charles, Herzog v. D.-Crux, geb. 1754; wurde im Kriege mit den Engländern in Indien gefangen, später Oberst des Regiments Vesin, dessen Offiziere ihm gefolgt waren u. den unglücklichen Feldzug von 1792 mitmachten. 1794 bildete er eine Legion in England u. Holland, die in Quiberon vernichtet wurde, u. wurde königlich französischer Maréchal de Camp; 1795 ging er zur Armee des Prinzen von Condé, begleitete den Herzog von Angoulème nach Mietau, Warschau u. England u. kehrte 1814 mit den Alliirten nach Frankreich zurück; 1815 erhielt er vom Herzog von Angoulème mehrere Aufträge in den südlichen Provinzen, die er mit mehr Eifer als Klugheit ausrichtete. Nach der 2. Wiederherstellung der Bourbons wurde er Gouverneur der 11. u. 20. Militärdivision u. der Westpyrenäen u. 1816 Pair u. Herzog. Nach 1830, weil er den Eid nicht leisten wollte, von der Pairsliste gestrichen, zog er sich nach Schloß Menou zurück, wo er 1845 st. 4) Aug. Hyaeynthe Maxence, Baron D., geb. 1785 in Paris, emigrirte mit seiner Familie, wurde Zögling der kaiserlichen Artillerieschule in Petersburg, 1803 russischer Gardelieutenant, 1807 Gardecapitän, 1811 Oberst u. Bataillonscommandeur, kämpfte mit Auszeichnung während des Feldzuges 1812, machte mit den Russen den Feldzug 1813 nach Deutschland, wurde Generalmajor u. focht bei Leipzig u. 1814 in Frankreich. Von Ludwig XVIII. zum Maréchal de Camp, darauf zum Generallieutenant ernannt, befehligte er 1816–22 die 8. Militärdivision in Marseille, machte 1823 den Feldzug in Spanien mit, war 1824 Kriegsminister unter Villèle, nach Verdrängung Chateaubriands bis 1829 Minster des Auswärtigen u. später Erzieher des Herzogs von Bordeaux, den er auch 1830 nach Holyrood u. Grätz begleitete. 1833 kehrte er nach Frankreich zurück. 5) Louis Etienne Franç., mit den Vorigen nicht verwandt, geb. 1769 in Paris, kämpfte 1792 in der französischen Rheinarmee, machte die Expedition nach Ägypten mit, wo er, nach Bonapartes Rückkehr nach Frankreich, von Kleber zum Divisionsgeneral u. Chef des Generalstabes erhoben wurde; Napoleon war ihm nicht günstig, daher er erst 1808 wieder in der Armee angestellt wurde. 1914 übergab er Mainz an die Alliirten, schwur den Bourbons den Eid der Treue, wurde Generalinspector der königlichen Gensdarmerie u. st. 1828 in Paris.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 657.
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