Roger

[223] Roger. I. Fürsten: außer mehren Grafen von Foix u. Ponthieu, Fürsten von Thurn u. Taxis (s.d. a.) bes. bemerkenswerth: A) Herzog von Apulien: 1) R., jüngerer Sohn Robert Guiscards, folgte 1085 seinem Vater als Herzog von Apulien u. Calabrien, s. Apulien (Gesch.). Er war vermählt mit Adele, Tochter des Grafen Robert von Flandern, u. st. 1111. B) Grafen u. Könige von Sicilien: 2) R. I., der 12. Sohn Tancreds von Hauteville, folgte seinem Bruder Robert [223] Guiscard 1058 nach Italien, eroberte 1060 Messina u. schlug 1061 die Sarazenen bei Enna; über Calabrien, welches er seinem Bruder hatte unterwerfen helfen, kam er mit demselben in Streit, wurde aber nach der vollständigen Eroberung Siciliens von Robert zum Grafen von Sicilien eingesetzt, welche Insel er nach Roberts Tode als Eigenthum behielt; er eroberte Malta, erhielt 1098 vom Papst Urban II. die Würde als geborner Legat des Römischen Stuhles u. st. 22. Juli 1101 zu Mileto in Calabrien, s.u. Sicilien (Gesch.). Er war vermählt mit Judith, dann mit Ermenburge u. seit 1090 mit Adelesia, Tochter des Markgrafen Bonifacius I. von Montserat. 3) R. II., Sohn des Vorigen, folgte dem Vater 8 Jahre alt, erst unter Vormundschaft seiner Mutter, dann des Prinzen Robert von Burgund; nachdem er mündig geworden war, führte er die Regierung klug u. fest, eroberte nach Wilhelms Tode 1127 Calabrien u. Apulien u. nahm nun den Titel als König von Sicilien an, als welcher er 1130 in Palermo gekrönt wurde. Dadurch daß er seine Rechte als geborner päpstlicher Legat gegen die Klöster gebrauchte, kam er mit dem Papst in Differenzen; die Beleidigung, welche sein. Gesandter von dem byzantinischen Kaiser Emanuel erfahren hatte, rächte er 1146 durch die Verheerung Dalmatiens u. die Plünderung Griechenlands u. besetzte Corfu; 1147 entriß er den Sarazenen einen großen Theil von Nordafrika u. st. 26. Febr. 1154, s.u. Sicilien (Gesch.). Er war vermählt mit Alberia, Tochter Peters von Leon (st. 1145), dann mit Sibylle, Tochter des Herzogs Hugo II. von Bourbon; endlich seit 1151 mit Beatrix v. Rethel. II Feldherr: 4) R. de Flor (Rugieri del Fiore), geb. 1262 in Tarragona, Tempelherr, war 1291 bei der Vertheidigung von St. Jean d'Acre, rettete bei Übergabe dieses Platzes den Ordensschatz u. errichtete hierauf eine Flotille, mit welcher er Capereien gegen die Sarazenen trieb u. dadurch so reich u. berühmt wurde, daß ihn Friedrich von Aragon, König von Sicilien, gegen Karl II. von Neapel in seine Dienste nahm u. zum Viceadmiral ernannte. Seit 1303 diente er dem Kaiser Andronikos II., welcher ihn zum Großherzog erhob; die Genueser, damals in Griechenland sehr mächtig, geriethen mit ihm u. seinen Amulgavaren (zusammengelaufenen Seeabenteurern aus den Küstenländern des Mittelmeeres, ursprünglich Grenzwache in Spanien, gegen die Mauren) in Streit u. 3000 Genuesen wurden in Constantinopel erschlagen. 1304 ging er nach Asien über u. entsetzte das von den Türken belagerte Kyzikos u. machte, von nachgeschickten Cataloniern unterstützt, 1305 u. 1306 viele Eroberungen. Ein Aufruhr der Amulgavaren bewog R. ihre Sache zu verlassen, u. er ging an den Hof von Constantinopel, wo ihn Andronikos II. zum Cäsar ernannte u. seine Nichte zur Gemahlin gab. Eifersüchtig hierauf liest ihn Michael, Sohn des Andronikos, ermorden. Die Amulgavaren bemächtigten sich aber später des Herzogthums Athen u. behielten dasselbe bis zum Untergange des Byzantinischen Reiches. III. Gelehrte u. Künstler: 5) R., Jurist in Bologna im 11. Jahrh., schrieb zuerst Glossen über das Digestorum infortiatum u. trug das Justinianeische Recht zuerst systematisch vor. 6) (Rogerius), lebte als Arzt in Salerno im 12. Jahrh. u. war unter den Arabisten der erste, welcher über Chirurgie ein eigenes Werk schrieb, herausgegeben mit den Werken von Guy de Chauliac, Venedig 1499, u. De phlebotomia herausgegeben mit den Werken von Albucasem, Bas. 1541. 7) R. Bacon, s. Bacon 1). 8) R. More, s. More 2). 9) R. von der Weyde, s. Weyde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 223-224.
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