Fetis

[231] Fetis, 1) François Josephe, geb. 1784 zu Mons in Belgien, kam 1800 ins Conservatorium zu Paris u. wurde Boieldieus Schüler im Klavierspiel; 1803 begab er sich auf Reisennach Deutschland u. Italien, um die musikalische Production in beiden Ländern näher kennen zu lernen. Durch eine reiche Heirath 1806 der Sorge für seinen Unterhalt überhoben, lebte er ganz seiner Neigung, welche vorzugsweise auf die Erforschung der Geschichte u. der ästhetischen Grundgesetze der Musik gerichtet war. Der theilweise Verlust seines Vermögens bestimmte ihn, sich 1811 in eine einsame Gegend in den Ardennen zurückzuziehen, wo er seine philosophisch-musikalischen Studien fortsetzte. Drei Jahre später nahm er eine Stelle als Organist u. Professor an der Musikschule zu Douay an u. wurde 1818 Professor am Conservatorium zu Paris, wo er seiner neuen Unterrichtsmethode Bahn brach u. 1827 die Révue musicale gründete; seine sogenannten Historischen Concerte, in denen einzelne Stücke aus verschiedenen Perioden der Musikgeschichte aufgeführt u. nebenbei Vorlesungen gehalten wurden, fanden in England u. Deutschland Nachahmnug u. Beifall. Außerdem befaßte er sich mit der musikalischen Composition für das Theater u. Instrumentalconcerte, doch hatten seine Opern keinen dauernden Erfolg. 1833 ging F. als Capellmeister des Königs u. Director des Conservatoriums nach Brüssel, in welcher Stellung er einen segensreichen Einfluß auf die Hebung des musikalischen Geschmacks ausübte. Er schr. u.a.: Méthode élémetaire d'harmonie, Par. 1824; Traité de la fugere, ebd. 1825; Traité de l'accompagnement de la partition, ebd. 1829; Solfeges progressifs, ebd. 1827; Quels ont été les mérites des Neerlan dais dans la musique, Amst. 1829 (Preisschrift); La musique mise à la portée de tout le mon, de. Par. 1830; Biographie universelle des musici ens et bibliographie générale de la musique, Brüss. 1834–44, 8 Bde.; Manuel des principes de musique, ebd. 1837; Traité du chant en choeur, ebd. 1837; Manuel des jeunes compositeurs, Par. 1824; setzte Symphonien, Messen, Cantaten etc. u. 7 Opern, von denen L'amant et le mari u. La vieille die bekanntesten sind. 2) Ed., Sohn des Vor., geb. 1816 in Bouvignes, zweiter Bibliothekar an der Staatsbibliothek in Brüssel, Mitglied der belgischen Akademie u. Kunstkritiker der Independance.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 231.
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