Gewürznelken

[333] Gewürznelken (Gewürznägel, Gewürznägelein, Caryophylli aromatici). die Blüthenkelche nebst dem Fruchtboden, welche noch vor völliger Eröffnung der Blüthen von dem Gewürznelkenbaum (Gewürznägeleinbaum, Eugenia caryophyllata, s.u. Eugenia) gesammelt werden. Ursprünglich auf den Molukken wachsend, war dieser Baum ausschließliches Eigenthum der Holländischen Compagnie, die ihn auf allen Inseln ausrottete u. blos auf den südlichen Inselgruppen Amboina u. Banda cultivirte. Dort bestimmte sie willkürlich die Preise der G. u. des anderen Gewürzes u. verbrannte lieber die sich zu sehr häufenden Vorräthe davon, als daß sie den Markt damit überführte. 1770 u. 1772 erhielten aber die Franzosen, unter Verachtung der darauf gesetzten Todesstrafe, von der Insel Gurby junge Bäume u. pflanzten sie auf Isle de France, Insel Bourbon u. den Sechellen an, von wo solche auch 1773 nach Cayenne gebracht wurden, wo sie, wie dort, gut gediehen. Auch die Engländer haben den Baum auf mehreren ostindischen Inseln eingeführt. Die von Amboina, überhaupt die molukkischen sind die größten u. gewürzhaftesten, glatt, voll u. dunkelbraun; Bourbonnelken sind kleiner, trockener, heller u. mit blaßbrauner Blumenkrone; etwas besser sind die von Isle de France. Die französischen od. Cayennenelken sind schärfer von Geschmack, länger u. dicker als die von Bourbon, aber nicht so wohlriechend, minder schön u. schwärzlich von Farbe u. runzelig. Die G. sind etwa 1/2 Zoll lang, unten etwas schmäler, auf zwei Seiten meist platt gedrückt, oben vierspaltig, mit einem runden, leicht abfallenden Knöpfchen u. schwarzbraun, auf dem Bruche, gegen die Mitte zu, rothbraun. Zeichen ihrer Güte: Glätte, Vollheit, Rundung, Schwere, leichte Zerbrechlichkeit, ferner, daß sie beim Stoßen glänzend werden, eine ölige Feuchtigkeit aus sich drücken lassen, schwer in seines Pulver zu bringen sind, einen starken, angenehmen Geruch u. einen scharfen, lange anhaltenden Geschmack haben. Läßt man die Frucht zur Reise kommen, so erhält man die Mutternelken (Anthophylli). eichelgroße Früchte, in der Mitte bauchig, an beiden Seiten schmal zugehend, mit einem Nabel an der Spitze, die unter einer dunkelbraunen dünnen Schale einen harten, schwarzen, glänzenden Kern enthalten, auch im Handel vorkommen, aber bei Weitem unkräftiger, als die G., doch lieblicher schmecken. Als Seltenheit kommen die Königsnelken (Caryophylli regii) vor, eine Monstrosität von der Gestalt einer kleinen Ähre, oben in kleine Schuppen getheilt u. zugespitzt, an Farbe, Geruch u. Geschmack aber mit den G. übereinstimmend. Die vorwaltenden Bestandtheile der G. sind ein eigenes Harz u. ein ätherisches Öl, welches als Gewürznelkenöl (Oleum caryophyllorum) officinell ist, wird durch Destillation in Indien u. Holland aus G. erhalten u. durch den Handel bezogen; es ist schwerer als Wasser, frisch, hellgelblich, später dunkelgelb u. bräunlich, von Geschmack brennend u. an Geruch stark u. heftig; es wird bes. äußerlich auf Baumwolle gegen Zahnschmerzen in hohle Zähne gelegt. Gewürznelkentinctur (Tinctura caryophyllorum aromaticorum), ist von 5 Theilen G. mit 24 Theilen Weingeist, durch Digestion bereitet; aufregendes Mittel bei Krankheiten von großer Schwäche u. Darniederliegen der Lebenskräfte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 333.
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