Indochinesische Völker u. Sprachen

[893] Indochinesische Völker u. Sprachen nennt man mit einem gemeinschaftlichen Namen die Bewohner u. Sprachen Hinterindiens od. der Indochinesischen Halbinsel, weil sie in culturgeschichtlicher Beziehung den Übergang zwischen Indien u. China vermitteln. In ethnologischer Beziehung gehören die indochinesischen Völker mit den Chinesen zu ein u. derselben Race, auch tragen ihre Sprachen den monosyllabischen Charakter, allein nur die Gebiete von Annam od. Cochinchina erhielten ihre Cultur von China, während die Birmanen, Siamesen u. Laos wenigstens durch den Buddhismus ihre Cultur aus Indien erhielten. Drei Völker, die Annamiten, die Siamesen (Thai od. Shan) u. die Birmanen haben es zu einer höheren Stufe der Civilisation gebracht u. eine nationale Literatur aufzuweisen. Den Osten der Halbinsel bewohnen die Tonkinesen, Annamesen u. Cambodjaner, welche gleichstämmig sind u. Dialekte ein u. derselben Sprache reden. Die Stromgebiete des Menam, des oberen Mekhong u. des oberen Salwen wird von den Shanvölkern bewohnt, unter denen die Thai od. Siamesen u. die vielfach gespaltenen Laos die bedeutendsten sind. Den Westen endlich od. die Küstenlandschaften, sowie die Stromge biete des Irawaddi u. unteren Salwen wird von Völkern birmanischen Stammes (Mranma) bewohnt, unter denen die eigentlichen Birmanen jetzt die herrschenden sind. Die anderen Mranmavölker sind die Rakain in Aracan, die civilisirten Talain in Pegu, dic Khyen in den Gebirgen von Aracan, die Karen in den Wäldern von Unterbirma, Pegu u. Tenasserim, die Yau u. die Tavoyer. Über die Verwandtschaftsverhältnisse mehrerer kleinerer Völker, die im Norden Birmas, dem Inneren der Laosgebiete bis nach der chinesischen Provinz Yünnan hinein in ziemlich rohem Zustande leben, läßt sich bis jetzt nichts Bestimmtes angeben. So die Singh-pho am oberen Irawaddy, Lawas (woraus der Name Laos), die Kooki u. Nagas im Nordwesten Birmas u.a.m. Die Khamti im nördlichen Birma gehören zu den Shanvölkern.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 893.
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