Jonas [1]

[30] Jonas (Jona, hebr. so v.w. Taube u. auch Gewaltthätiger), 1) der fünfte der kleinen Propheten, Sohn des Amithai, geb. zu Gath Hacheber im Stamme Sebulon, lebte unter Jerobeams II. im Reiche Israel. In dem Buch I. wird erzählt, daß er von Gott Befehl erhalten habe, Ninive den nahen Untergang zu verkünden. Er weigerte sich aus Furcht vor Verfolgung dies zu thun u. schiffte sich zu Joppe ein, um nach dem fernsten Westen zu entfliehen. Ein Sturm erhob sich wegen seines Ungehorsams, u. als die Schiffer loosten, um zu erfahren, um wessen willen der Sturm wüthe, so traf das Loos den I.; er wurde ins Meer geworfen u. sogleich von einem großen Fisch verschlungen. I. war drei Tage u. drei Nächte in dessen Bauche, bis er betete u. Buße that, worauf ihn der Fisch an das Land spie. I. vollzog nun seinen Auftrag zu Ninive, u. König u. Stadt thaten Buße, so daß sie Gott diesmal noch verschonte. Darüber war I. erzürnt, u. baute vor der Stadt eine Hütte, in welcher er wohnte. Gott ließ aber ein Gewächs (Kikaion, Jonaskürbis od. der Wunderbaum) wachsen, welches ihm Schatten gab, aber plötzlich verdorrte. Als I. auch hierüber zürnte, hielt ihm Gott vor, wie unrecht es sei, daß er über das Eingehen einer Pflanze entrüstet sei u. doch die Zerstörung einer so großen Stadt verlange. I-s Grab wird zu Mosul (dem alten Ninive) u. zu Gath gezeigt. Das Buch I., welches schon Augustinus gegen die heidnischen Spötter vertheidigen mußte, halten die Meisten für eine erst nach Ninives Untergang verfaßte Zusammenstellung der Volkssagen über I.; die alten jüdischen u. christlichen Ausleger hielten später das Ganze für eine historische Thatsache; wegen der vielen Schwierigkeiten haben Neuere es bald allegorisch,[30] bald mythisch erklärt; vgl. Friedrichssen, Kritischer Überblick der merkwürdigsten Ansichten vom Buch I., 1817, 2. Aufl. 1841; H. A. Grimm, Der Prophet I. übersetzt, Düsseld. 1789; Goldhorn, Excurse zum Buch I., Lpz. 1803; Jäger, Über den Zweck des Buches I., 1840; Siebthorp, Das Buch I. nach der englischen Auslegung, 1841; Krahmer, Das Buch I. historisch-kritisch untersucht, Quedlinb. 1846; Erklärung in Hitzigs, Die zwölf kleinen Propheten, 1838, u. Schrey, Die kleinen Propheten, übersetzt u. erklärt, 1854. 2) I. aus Bethsaida, Vater des Apostels Petrus. 3) I. von Aquitanien, 821–844 Bischof von Orleans, betheiligte sich an dem Bilderstreite u. schrieb auf Befehl Ludwigs des Frommen in Bezug darauf: De cultu imaginum (im 14. Theile der Lyoner Ausgabe der Biblioth. max.); außerdem De institutione laïcali u. De institutione regia an Ludwigs des Frommen Sohn, Pipin (im 1. u. 5. Bande von Achery's Spicilegium). 4) Justus (eigentlich Jodocus), geb. 5. Juni 1493 in Nordhausen; studirte seit 1505 in Erfurt die Rechte u. durch Luthers muthiges Auftreten bewogen seit 1519 noch Theologie, ging 1521 mit Luther nach Wittenberg u. wurde hier Propst u. Professor, begleitete Luthern nach Worms, wohnte dem Religionsgespräche in Marburg u. dem Reichstage in Augsburg bei u. unterschrieb 1537 die Schmalkaldischen Artikel; er wurde 1541 Pastor in Halle, ward aber 1546 vertrieben, begleitete Luther auf seiner letzten Reise nach Eisleben, wurde 1551 Hofprediger in Koburg u. 1553 Superintendent in Eisfeld u. st. hier den 9. Octbr. 1555. Er übersetzte mehrere Schriften Luthers u. Melanchthons, u. half Ersterem bei der Bibel übersetzung, auch dichtete er Gesangbuchslieder. Vgl. Reinhard, De vita et obitu J. Jonae, Wien 1731; Knapp, De Just. Jona, Halle 1817.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 30-31.
Lizenz:
Faksimiles:
30 | 31
Kategorien: