Lehrgerüst

[233] Lehrgerüst (Bogengerüst), die hölzerne Unterstützung, welche als Lehre (hier gleichbedeutend mit Form) für die auszuführende Wölbung dient u. auf ihrem, der Leibung eines Bogens od. Gewölbes entsprechend geformten Rücken, die Rippen, Kappen u. Wangen desselben während deren Ausführung sicher trägt, bis der Schlußstein durch gleichgewichtige gegenseitige Spannung die Unterstützung überflüssig macht. Die Rüstungen bestehen aus einzelnen, in entsprechenden Entfernungen neben einander gestellten Rippen od. Kränzen, welche in gehörigen Querverband gesetzt sind; auf diesen Rippen liegt die Verschalung von Latten (Schallatten) od. Bretern, welche den Gerüstrücken bildet. Die Rippen sind von unten durch Streben gestützt; das Innere der Rippen, der Bauch, ist entweder hohl, od. mit Stützen, Bügen, Riegeln etc. ausgebunden. Hiernach unterscheidet man a) gestützte L-e, wenn die Stützen sich unter dem Gewölbe selbst befinden u. auf eingerammten Pfählen od. bes. dazu aufgeführten Pfeilern ruhen; b) gesprengte L-e, wenn die Stützung mittels eines Sprengwerkes auf den Widerlagspfeilern ruht; c) bewegliche Gerüstrippen, welche während des Gewölbbaues fortgeschoben werden; die gestützten, vollen od. ausgebundenen L-e (Fächergerüste) bestehen meist aus einem Bret, dessen eine Seite nach der Wölbunglinie ausgeschnitten ist; man braucht sie zu Fenster- u. Thürsturzbogen, wo sie auf beiden Seiten aufliegen, in der Mitte durch einen Pfosten unterstützt u. oberhalb mit Latten benagelt werden. Bei Kreuz-, Tonnen- u. andern Gewölben ruht die Breterverschalung auf Rippen, welche wie Radkränze aus Bretstücken geschnitten u. durch starke Zimmerhölzer mit einander verbunden sind; sie werden so 3–6 Fuß von einander entfernt aufgestellt u. dann mit Bretern verschalt; bei Kreuzgewölben werden die Grate ebenso gebildet u. die Kappen dazwischen ausgeschalt. Ähnlich diesen L-en, aber bei weitem fester, sind die L-e für Brückenbogen construirt, welche dei schiffbaren Flüssen, um den Durchgang der Schiffe nicht zu sperren, sich blos auf die Widerlager stützen können u. in ihrer Verbindung ein Sprengwerk bilden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 233.
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