Linden [2]

[389] Linden, ein der Katholischen Confession folgendes altes niederländisches Adelsgeschlecht, welches um 1650 nach Deutschland kam, sich hier in Württemberg ankaufte u. deshalb in die vormalige unmittelbare freie Reichsritterschaft in Schwaben, Canton Neckar-Schwarzwald, aufgenommen wurde; es erhielt dann den Reichsfreiherrnstand, welcher 1808 bestätigt wurde, u. 1844, 1850 u. 1852 den Grafenstand. 1) Johann Anton van der L., geb. 1609 in Enkhuyzen; wurde 1639 Professor der Medicin in Franeker u. 1631 in Leyden, wo er 1664 starb; gab heraus den Hippokrates u. Celsus u. schr. u.a.: De scriptis medicis, Amst. 1637, 3. Aufl. 1662, verbessert von G. A. Mercklin als: Lindenius renovatus, Nürnb. 1686; Medicina physiolog., Amst. 1653. Die Söhne Johann [389] Heinrichs: Franz Damian u. Franz Joseph, theilten das Geschlecht in zwei Hauptzweige, welche beide auch im Freiherrnstande blühen: I. Älterer Zweig, Gründer: 2) Freiherr Franz Damian, geb. 1745, war großherzoglich Frankfurter Staatsrath u. st. 1817. Gräflicher Chef ist jetzt: 3) Graf Heinrich, Sohn des Vor., ist großherzoglich hessischer Kammerherr u. seit 1845 mit Anna geb. von Nordeck zur Rabenau vermählt. Freiherrlicher Chef ist 4) Freiherr Franz, ist württembergischer Kammerherr u. Geheimer Legationsrath. II. Jüngerer Zweig, Gründer: 5) Freiherr Franz Joseph, Bruder von L. 2), geb. 1760 zu Neunthausen im württembergischen Schwarzwaldkreise; wurde 1785 mainzischer Oberregierungsrath, 1789 Legationsrath in München u. Wien, 1796 Assessor beim Reichskammergericht zu Wetzlar, 1806 Vicepräsident des ersten Senats des königlichen Oberjustizcollegiums in Stuttgart, 1807 Präsident des katholischen Kirchenraths, 1808 Präsident des Criminaltribunals u. Kammerherr, 1811 Mitglied des Staatsraths, 1812 wirklicher Geheimerrath u. außerordentlicher Gesandter in Dresden; 1814 begab er sich in heimlichem Auftrag nach Paris u. die Schweiz, wurde Gesandter am österreichischen u. preußischen Hofe u. Bevollmächtigter beim Friedenscongresse zu Paris, bald Staatssecretär des Auswärtigen u. außerordentlicher Gesandter beim Congresse zu Wien; 1815 kam er zurück, wurde Gesandter in Hannover u. in den Niederlanden, dann beim Bundestage. Da der König Friedrich I. von Württemberg vor Eröffnung des Bundestages starb, so wurde L. abgerufen. 1817 wurde er Präsident der Regierung des Jaxtkreises u. später des Schwarzwaldkreises u. lebenslängliches Mitglied der Kammer der Standesherrn; er st. 1886 pensionirt. Gräflicher Chef ist: 6) Graf Edmund, Sohn des Vor., geb. 1798, ist württembergischer Generalmajor u. Gouverneur der Residenzstadt Stuttgart, seit 1826 mit Wilhelmine geb. Fuchs von Bimbach u. Doruheim vermählt. 7) Graf Franz, Bruder des Vor., geb. 1800, ist württembergischer Staatsrath, seit 1852 außerordentlicher Gesandter u. bevollmächtigter Minister in Berlin, Hannover u. Dresden u. seit 1832 mit Marie geb. von Hügel vermählt. Freiherrlicher Chef ist jetzt: 8) Freiherr Karl, Bruder des Vor., geb. 1801, ist. Regierungsbirector in Ludwigsburg u. lebenslängliches Mitglied der Kammer der Standesherrn in Württemberg, seit 1852 in zweiter Ehe mit Mathilde geb. Gräfin Leutrum von Ertingen vermählt. 9) Freiherr Joseph, Bruder des Vor., geb. 1804, ist seit 1850 württembergischer Staatsminister des Innern u. seit 1830 mit Emma geb. von König-Warthausen vermählt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 389-390.
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